Horrormeldung – eine neue Hetzkampagne*) Müssen wir Wespen und Zugvögel fürchten? (28.08.2011)

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Von Dr. Eberhard Schneider, 28.08.2011  - *) unter Verwendung eines Beitrags von „WAI“, verändert und ergänzt

In Ausfüllung des noch herrschenden „Sommerlochs“ und der „saure Gurken-Zeit“ erschien unter dem Titel "Wespenplage sorgt für Infektionsgefahr" - im Volltext nachzulesen unter: http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/wespenplage-sorgt-infektionsgefahr-1367103.html
im sehr ländlichen Gebiet des Schwalm-Eder-Kreises (Nordhessen) in der dort monopolartig agierenden HNA (Hessisch Niedersächsische Allgemeine) ein unglaublicher Hetzartikel.

Saisonbedingt wird ja seitens der Presse alljährlich ein hasstriefender Feldzug gegen Hornissen und Wespen durchgeführt.  Daran hat man sich fast schon gewöhnt. Die Rhetorik ist weitgehend gleich mit jener, welche seitens der Klatschpresse gemeinhin gegen "Problemvögel" (Rabenvögel, Wildgänse, Kormorane) gepflegt wird. Auch die leidige Debatte um „Neozoen“ (= neue Tierarten) in einer „nationalideologisch“ geprägten Extremform ist vertreten, wie ein jüngster Artikel aus der Schweiz eindrucksvoll zeigt. Wer sich diese „Kriegsrhetorik“ antun möchte, der findet sie hier: http://www.20min.ch/wissen/news/story/Killer-Hornisse-toetet-heimische-Bienen-26936746 . Kommentiert habe ich (Anm.: das WAI ) besagten Artikel im Forum von hymenoptera.de: http://www.hymenoptera.de/html/node/2181

Der Amtsveterinär („beamtete Tierarzt“)  des Schwalm-Eder-Kreises behauptet den Tatbestand von Lebensmittelkontaminationen mit pathogenen Erregern durch Wespen. Dies obendrein gleich - so suggeriert es der Artikel zumindest - in zwei Fällen: An überprüften Bäckerei-Verkaufsständen (welche ja sehr gern von Wespen u.a. Fluginsekten aufgesucht werden weshalb an sich ein Schutznetz angesagt wäre) seien bakterielle Keime festgestellt worden. Den Nachweis, dass diese von Wespen übertragen worden sind – was wegen der Konzentration der dann ja allenfalls nur kurzzeitig  vorhandenen Bakterien nicht realistisch ist – belegt der amtliche Tierarzt nicht. Dass da die nach dem Klo-Gang ungewaschen gebliebenen Hände des Personals oder sonstige Unsauberkeiten eher als die Bakterienträger verdächtig sind, scheint der Amtsperson nicht in den Sinn zu kommen. – Es würde ja auch nicht in die „politische Landschaft“ passen, wäre arbeitsplatzgefährdend usw., wollte man Unzulänglichkeiten, Schlampereien und Unsauberkeit von Menschen als ursächlich apostrophieren (was würde da auch der dem Amtsarzt Weisungsgebende Landrat sagen!). Wehrlose Tiere, unschuldige Opfer gewissenloser Täter, kann man leicht bezichtigen.  Durch die Diffamierung der in (trotz eigenem Wehrstachel schutzlosen)  "schwarz-gelben Sündenböcke" von den wahren Gründen der fehlenden Hygiene in den Bäckerläden abzulenken, ist m.E. offenkundig und im Gesamtkontext des Presseartikels anschaulich klar.

 

Dabei gilt einmal mehr: „Nichts wird so leicht geglaubt wie die Unwahrheit ….“. – Für eine Zeitung ein „gefundenes Fressen“, die Leser zu „unterrichten“ - denn wenn ein Amtsveterinär das sagt, dann muss es ja wahr sein.

Abgesehen davon, dass da ein eher wenig bedeutsamer ländlicher Veterinär sich – ganz im Stil seiner Zunft - wohl eher wichtig tut als dass er in erforderlicher Weise präventiv tätig würde, lässt der Fall aufhorchen! – Da hatten wir doch unlängst das bundesdeutsche Debakel mit den zu den Fäkalbakterien namens Coli gehörenden EHEC-Erregern. Die Leichtfertigkeit, mit der da ein „führendes“ Institut und der für selbiges verantwortliche (eher amts-unerfahrene und wohl „fernsehinterviewbedachte“) Minister sich wexponierten, ist an sich unglaublich. Welchen Schaden hat man angerichtet mit der Verbreitung von Horrorszenarien! Dass Menschen zu Schaden und zu Tode kamen, ist mehr als bedauerlich. Aber das Herumfuchteln der deutschen Hygiene-Wissenschaftler und politisch Verantwortlicher mit daher geholten Behauptungen und „Nachweisen“ ist bezeichnend. Gurken und Tomaten konnten sich nicht der Anschuldigungen erwehren – ihre Erzeuger durften dann die „Generaldirektion Geldverschwendung“ der EU beglücken. – Aber, der Agrarindustrie ist es ja letztlich ganz egal, ob sie an ihre Kunden liefert oder für dasselbe (oder mehr?) Geld alles gleich vernichtet. Kein Wort jedoch darüber, dass in der Gülle, Klärschlämmen und was alles auf unsere dafür dienenden modernen Deponien, die Felder, gekippt wird, sich die Fäkalbakterien massenhaft befinden. So wie in den Massentierhaltungen mit Geflügel, Schweinen, Rindern, Fischen usw.. Man findet immer eine Ablenkung von der Wahrheit und findet leicht die Gläubigen für die Unwahrheit. So wie zuvor wegen der „Schweinegrippe“ (mit der millionenschweren Wohltat für die Pharmaindustrie und der aktuellen Vernichtung des kostspielig eingelagerten Impfstoffes) und dem Publikumserfolg des damaligen Ministers Seehofer wegen „Vogelgrippe“.

 

Welche „Keimzahl“ an Fäkalbakterien bringt dieses Monster der modernen Agrarindustrie auf den Acker? (Foto: Dr. E. Schneider)


„Avian Flu“, die „Vogelgrippe“, das klang neu und gefährlich! – Wen hätte es schon vom Hocker gerissen, hätte man im Wortlaut des Tierseuchengesetzes von der altvertrauten „Geflügelpest“ geredet? Aber, die Vögel konnten sich nicht wehren!  Und „führende“ Institute, der zuständige Minister und sonstige „Kampagnengewinnler“ samt Presse hatten reichlich ihre öffentlichkeitswirksamen Auftritte. – Schnee von gestern? Ich denke nein! Da ist derzeit eine Untersuchung eines Instituts in Vorbereitung, in der man sich „wegen der Coli-Bakterien“ dem Kot der Wildgänse widmet, die demnächst als Zugvögel bei uns zu Gast sein wollen.

Bei mir geht da eine Warnleuchte an – ohne Frage wird man in dem Kot der Vögel auch Fäkalbakterien finden. Vielleicht findet man sogar die gefährlichen EHEC-Erreger (und wenn sie auch vom Gülle-verseuchten Acker stammen, auf dem der Kot lag oder von dessen Bewuchs die Gänse gegessen haben). Jedenfalls haben wir dann einmal mehr die Zugvögel als die wahren Bösewichter ausgemacht. – Worüber man aber es einmal mehr versäumen wird, endlich die bundesdeutschen Hygienemängel in Kliniken, Gastronomie, Lebensmittelverkauf – s. Bäcker und Wespen - und den privaten Küchen abzubauen oder das „Züchten“ ständig neuer Bakterien-Resistenzen mittels Pharmaka und Agrochemikalien einzudämmen.               


*) : nach WAI - Wissenschaftsforum Aviäre Influenza www.wai.netzwerk-phoenix.net