Kraniche weiterhin zahlreich am Rhinluch-Rastplatz

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Kraniche weiterhin zahlreich am Rhinluch-Rastplatz

Linum 19.11.12

Der Temperatursturz Ende Oktober hat das übliche Geschehen am Kranichrastplatz
Oberes Rhinluch gründlich durchgerüttelt. Nach allen Erfahrungen standen die
individuenreichsten Wochen des Kranichzuges bevor. Doch es kam anders: Mit der
starken Abkühlung zogen sehr viel Vögel ab.

So wurde dann auch entlang der bekannten Zugrouten nach Südwesten, z. B. in
Südniedersachsen und Hessen, ein sehr starker Durchzug beobachtet. Jedoch, so wie
aus dem großen Rastgebiet Rhin-Havelluch die Scharen abgezogen waren, kamen auch
neue hinzu. Der zwischenzeitliche Temperaturanstieg hat dann wohl begünstigt, dass
zahlreiche Neuankömmlinge sich dort zum längeren Verweilen eingestellt haben. Die
Ergebnisse der jeweils am Dienstagmorgen durchgeführten „Zählungen“ weisen das aus.

So lässt sich alltäglich das wunderbare Naturschauspiel neu bewundern, wenn morgens
der Ausflug zu den Nahrungsplätzen erfolgt, was sich aber über mehrere Stunden hinzieht;
der abendliche Einflug in den Schlafplatzbereich erfolgt in kürzerer Zeit und ist noch weitaus
spektakulärer. So kann man große Keilformationen beobachten oder langgezogene Girlanden
mit oftmals weit über tausend Tieren in so einem Trupp, die den Schlafplätzen im Teichgebiet
und den gefluteten Wiesen zustreben.

Nach den Bekanntgaben der AG Kranichschutz und der Naturschutzstation Oberes Rhinluch
ergaben die bisher fünf durchgeführten Bestandserfassungen:

16.10.12 – ca. 58.000 Kraniche
23.10.12 – ca. 76.200 Kraniche
30.10.12 – ca. 39.100 Kraniche
06.11.12 – ca. 53.000 Kraniche
13.11.12 – ca. 40.000 Kraniche

Noch halten sich viele „Vögel des Glücks“ zur Rast; man kann auch erkennen, dass die Mauser
des Großgefieders der Flügel noch nicht ganz abgeschlossen ist. Das Nahrungsangebot scheint
noch immer für so viele Tiere auszureichen. Man kann sie nicht nur auf den großen Schlägen
mit Maisstoppel beobachten; auch auf Grünland und Wintersaaten zeigen sich größere Trupps,
oftmals auch Familiengruppen in lockerer Verteilung über das Gelände. Da noch einige große
Schläge mit Körnermais auf die Ernte warten, oder sie jetzt abgeerntet werden, wird auch auf der
damit aufscheinenden Stoppel sich auch weiterhin gute Ernährungsmöglichkeiten bieten.

Insgesamt darf man wohl feststellen, dass der Rastplatz Oberes Rhinluch weiterhin einen der größten
Kranichrastplätze in Mitteleuropa bietet. Was einmal mehr die unverzichtbare „Trittsteinfunktion“
dieses Gebietes im internationalen Vogelzuggeschehen belegt.
Dr. Eberhard Schneider