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Wildschweine in Rheinland-Pfalz

- Pressemitteilung -

 

Wildschweine in Rheinland-Pfalz

Tierschutzorganisationen schalten wegen ministerieller „Wildschweinhetze“ Anwaltskanzlei ein

 

Derzeit ist in allen Zeitungen von einer „Wildschweinschwemme“, gar von einer „Wildschwein-Plage“ zu lesen. Am 18.10.2012 hat die so genannte „Wildschweinproblematik“ in Rheinland-Pfalz auch das SWR-Fernsehen erreicht. Jäger und Landwirte bezeichnen die Wildschweinzunahme als dramatisch und plädieren für eine weitere Verschärfung der Jagd auf Schwarzwild. Insbesondere durch großflächige revierübergreifende Bewegungsjagden und die Aufhebung der Schonzeit – also die Jagd auf Wildschweine das ganze Jahr hindurch, auch während der Aufzucht der Jungen - soll dieser heimischen Wildtierart der Garaus gemacht werden. Auf dieses Szenario stimmt auch das rheinland-pfälzische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten die Jäger ein, wie jüngst in dem „Handlungsprogramm zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände und zur Absenkung des Risikos einer Ausbreitung von Tierseuchen für die Jagdjahre 2012/2013 und 2013/2014“ geschehen.

siehe: http://www.abschaffung-der-jagd.de/downloads/13-punkte-handlungsprogramm_2012-13___2013-14.pdf

 

Akteneinsicht nach dem Umweltinformationsgesetz

Hiergegen schlagen jedoch zahlreiche Natur- und Tierschutzorganisationen, darunter die international bekannte Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V., Alarm und schalteten einen Rechtsanwalt ein. Dieser hat beim verantwortlichen Ministerium Akteneinsicht nach dem Landesumweltinformationsgesetz beantragt. „Die Tierschutzorganisationen wollen wissen, auf welche Informationen sich das Ministerium bei dessen umstrittener Aufforderung zur drastischen Reduzierung der Schwarzwildbestände beruft“, so Rechtsanwalt Dominik Storr, der das Auskunftsersuchen für die Natur- und Tierschützer gestellt hat.

Lesen Sie das Schreiben an das Ministerium in Rheinland-Pfalz: http://www.abschaffung-der-jagd.de/downloads/schreiben-an-ministerium-rheinland-pfalz-19.10.pdf

 

„Wildschweinhetze“ des Ministeriums ignoriert Tierschutz vollends

Die Tierschutzorganisationen werfen dem Ministerium in einem gemeinsamen Schreiben vor, sich bei der „Wildschweinproblematik“ allein von wirtschaftlichen Aspekten und Jagdinteressen leiten zu lassen und dabei den Tierschutz willentlich außen vor zu lassen. Niemand dürfe einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen (§ 1 Tierschutzgesetz). Das gelte selbstverständlich auch für Wildtiere. Gerade bei großflächigen revierübergreifenden Bewegungsjagden und bei Jagden bei Schneelage, zu denen das Ministerium aufrufe, seien die tierschutzrechtlichen Aspekte, die sich stellten, immens und wegen des Tierschutzgesetzes auch zwingend von dem Ministerium zu beachten. Dies zeige auch eine Stellungnahme der "Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz" (TVT), Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6), welche die tierschutzrechtliche Problematik von Bewegungsjagden bestätige: Großflächige Jagden - gerade im Winter - würden nicht nur zu Verletzungen der Tiere führen, sondern auch die Energiereserven der Tiere aufbrauchen, was zur Zunahme von Wildschäden führe. Zudem bestünde die Gefahr, Bachen von ihrem unselbstständigen Nachwuchs zu trennen. Das könne zum leidvollen Erfrieren der Frischlinge führen. Zudem seien bei Bewegungsjagden tödliche Treffer schwieriger, viele Tiere würden „nur“ angeschossen. Statistiken aus Hessen zeigen, dass bei Drückjagden auf Schwarzwild nur etwa ein Drittel mit Blattschuss erlegt werde, der Rest der Strecke weise Waidwund-, Keulen- oder Laufschüsse auf. In der eingangs erwähnten „Aufforderung“ des Ministeriums spielten jedoch all diese Aspekte überhaupt keine Rolle.

Lesen Sie die Stellungnahme der "Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz" (TVT): http://www.abschaffung-der-jagd.de/downloads/bewegungsjagd_tvt_nachrichten_2-2011-1.pdf

 

Langzeitstudie zeigt: Je mehr Jagd, desto mehr Wildschweine

„Rheinland-Pfalz möchte auf allen Gebieten modern, fortschrittlich und innovativ sein. Nur bei der Jagd verschließt sich Rheinland-Pfalz wohl willentlich den wissenschaftlichen Fakten“, sagt Harald Hoos von der Initiative „pro jure animalis“, die ihren Sitz in Rheinland-Pfalz hat. Anhand einer im renommierten „Journal of Animal Ecology“ veröffentlichten Langzeitstudie, die auf zahlreiche weitere universitäre Arbeiten und Untersuchungen Bezug nehme, sei es wissenschaftlich erwiesen, dass der hohe Jagddruck hauptverantwortlich für die hohe Wildschweinpopulation ist. Je mehr Jagd auf Wildschweine gemacht werde, desto stärker vermehrten sie sich (Journal of Animal Ecology 2009, 78, 1278-1290).

Informationen zur Langzeitstudie siehe: http://www.abschaffung-der-jagd.de/fakten/studiegegenwildschweinjagd/index.html

 

Zahlen zeigen: Wildschweinjagd in Rheinland-Pfalz ist kontraproduktiv

Lovis Kauertz, Vorsitzender des Vereins „Wildtierschutz Deutschland“, zeigt anhand der offiziellen Zahlen, dass dies auch für Rheinland-Pfalz zutrifft. Die Anzahl der getöteten Wildschweine steige dort im langjährigen Durchschnitt trotz einer Intensivierung der Bejagung kontinuierlich an. Wurden im Jagdjahr 1991/92 noch etwa 20.000 Wildschweine im langjährigen Jahresschnitt zur Strecke gebracht, so sind es 19 Jahre später bereits 55.000 erlegte Tiere - Tendenz steigend, wie das Rekordjahresergebnis von 2008/09 mit über 80.000 erlegten Wildschweinen zeige.

Lesen Sie über die Entwicklung der Abschusszahlen: http://www.wildtierschutz-deutschland.de/2011/11/rheinland-pfalz-mehr-jagd-mehr.html

Die Tierschutzorganisationen haben das rheinland-pfälzische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten aufgefordert, das "Handlungsprogramm zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände und zur Absenkung des Risikos einer Ausbreitung von Tierseuchen für die Jagdjahre 2012/2013 und 2013/2014" umgehend zurückzunehmen. Andernfalls würden sie sich rechtliche Schritte vorbehalten.

 

Neustadt, den 22.10.2012
Rechtsanwalt 
Dominik Storr

Gefährten – Konkurrenten – Verwandte:

Gefährten – Konkurrenten – Verwandte: Das Verhältnis von Mensch und Tier in der Geschichte


In den verwobenen ökologischen Beziehungsgefügen der irdischen Lebensgemeinschaften ist wohl keine Beziehung so wechselhaft und in sich widersprüchlicher als die des Menschen zum Tier. Hyper-romantische Vorstellungen sehen ja den archaischen Menschen als „im Einklang mit der Natur“ stehend, also als ökologisch und biozönotisch neutral in der „nachhaltigen“ Wirkung seiner Existenzentfaltung in Raum und Zeit. Der frühe Mensch wird, als Ausfluss seiner „äffischen“ Abstammung, in gelegentlicher wechselseitiger Beziehung zu ihn umgebenden Mitgliedern der Biozönose gestanden haben. – Im natürlichen System aus Jägern und Gejagten, in dem die Nahrungskonkurrenz mit Tieren um die vegetabilischen Nahrungsressourcen von dominierender Bedeutung gewesen sein wird.

Wobei die frühen Hominiden zweifelsfrei eher zu den „Gejagten“ gezählt haben dürften. Das Erbeuten oder Sammeln von Nahrung animalischen Ursprungs war fakultativ und zufallsbedingt. Vegetarismus war die Lebensgrundlage. Aktiv erbeutet wurden zweifelsfrei nur wenig Tiere, attraktiver war wohl aufgefundenes Aas Die Aufnahme von Aas hat dann die gezielte Suche nach solchem induziert und die Erhöhung der animalische Komponente in der Nahrungszusammensetzung bewirkt mit Steigerung in Quantität und physiologischer Qualität der Gesamtnahrung.

Die durch Fette energiereichere tierische Kost ermöglichte größere Leistungen des viel Energie verbrauchenden Gehirns und dessen massemäßigen Zunahme, dies wiederum dessen Leistungssteigerung. An die Stelle des Suchens nach Tierkadavern trat zunehmend die Ausformung der aktiven Nachstellung. Der bis dato eher selbst gejagte Hominide entwickelte sich zunehmend zum Beutegreifer bis hin zum entsprechend spezialisierten Subsistenzjäger – je nach den Gegebenheiten im jeweiligen Ökosystem. Das Tier gelangte immer mehr in die Rolle des Nahrungslieferanten aus Aas oder Beute, woraus sich die Optionen zur Besiedlung der Ökosysteme der höheren Breiten mit entwickelt haben. Mit zum Teil fatalen Folgen für einzelne Arten , die durch den in einer Bevölkerung ansteigenden Subsistenzjäger in zumindest existenzielle Engpässe oder sogar in die Ausrottung (?) gedrängt wurden. Jedenfalls war das Tier Beute und Nahrung: Verfolgt wurden jene, die ganzjährig fettes, energiereiches Fleisch liefern, ohne Rücksichtnahme auf Art, Alter oder Geschlecht der Beute. Präferiert wurden Großtiere – der Mensch ist kein Mäusejäger! Andererseits hat diese Betätigung auch die sowohl zivilisatorische Entwicklung bestimmt, etwa durch die Erfindung und Entwicklung von Jagdgerät und –waffen, als auch kulturelle Einflußnahme geübt, wie sie sich in den Höhlenmalerien, Skulpturen u.a. finden., bis hin zur geistigen Auseinandersetzung mit dem Wesen der Beutetiere im „Jagdzauber“.

Die Einwirkung auf die Lebensräume waren wohl eher unbedeutend, ebenso – zumeist ? - die Auswirkungen auf die Populationen der Beutetiere; so lange eine zahlenmäßig kleine archaische Menschenbevölkerung bestand. Die menschheitliche Entwicklung (der einzigen überlebenden Art der Gattung Homo) ließ aber das Beharren auf dem gefahrenreichen und im Ertrag stets unbestimmten Jägerstatus nicht zu. Die Möglichkeiten der Weiterentwicklung fanden sich in Ackerbau und Viehzucht mit der Domestikation vormals wildlebender Arten und der Ausformung von Haustieren. Aus dem bis dahin als Konkurrent, Fressfeind oder Nahrung liefernde Beute aufscheinenden Tier wurde eine vielseitige, leicht und verlässlich verfügbare Ressource. In einer Symbiose bot der bäuerliche Mensch dem domestizierten Tier die Entlastung von den beiden, das Leben des Wildtiers übergeordnet bestimmenden, Elementen „Nahrung und Deckung“; sicheren Stall und tägliche Fütterung honorierte das landwirtschaftliche Haustier als vielseitiger Partner: Vom Zugtier oder Reittier bis zum Lieferanten von Milch, Wolle, Fleisch, Häuten oder Eiern. Das machte ihn zum wertvollen Gefährten und wertgeschätzten Mitglied einer Gemeinschaft in Haus und, in mal lockerer, mal engerer Beziehung.

Die Subsistenzjagd als vormals bedeutsame Auseinandersetzung mit dem Wildtier erfuhr den Wandel zur Schutzjagd, bei der das Ziel des Nahrungserwerbs zurücktrat gegenüber dem Bedürfnis nach dem Schutz von Feldfrüchten oder draußen gehaltenen Weidetieren vor den Zugriffen freilebender Tiere. Das Fortschreiten von Ackerbau und Viehhaltung zeitigte jedoch tiefgreifende Veränderungen in den natürlichen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften mit der Verdrängung zahlreicher Arten, insbesondere unerwünschter Konkurrenten und Feinde der Kulturpflanzen und der Haustiere. So wie wechselseitig völlig neue Lebensräume und Biozönosen entstanden, gleichermaßen sogar Haustiere eingeführt wurden, deren Ahnen andernorts heimisch waren.

Wobei aber Homo sapiens auf Grund seiner Denkweise in einer anthropozentrischen Gedankenwelt stets nur den eigenen Vorteil im Auge hatte. Die bildhafte Darstellung der Arche Noah zeigt wohl, dass zumindest bei der alttestamentarischen Denkweise ein Verständnis im Sinne einer „biozentrischen“ Gedankenwelt herrschte; doch hat zugleich der biblische Rat, sich die Erde „untertan“ zu machen, für die Beziehung der anthropozentrisch orientierten Menschen fatale Konsequenzen für das Tier gezeitigt: Es ist zum Objekt degradiert, das in einer Einteilung in „gut und böse“ für alle jeweiligen Zwecke beliebig zur Verfügung steht. Da reicht die Spanne von der feudalherrschaftlichen „Lustjagd“ bis zu den heutigen Auswüchsen der „Trophaenjagd“, von der Vogelstellerei, über den Walfang, das Robbenschlagen, den Pelztierfang oder die Meeresfischerei in riesigen Netzanlagen, vom tierlichen Freizeitobjekt bis zum Versuchstier und zur industriellen Massentierhaltung - und den „Qualzüchtungen“ der Tierliebhaberei.

Das Tier ist in der Neuzeit in vormals nie bestehendem Ausmaß der Tierquälerei in ebenfalls unvorstellbaren Formen ausgesetzt. In einem einzigen Atemzug“ der Geschichte der Tier-Mensch-Beziehung ist das Tier der hemmungslosen Ausbeutung anheimgefallen. Es wurde zum „Nutztier“ , wobei aber nicht einmal eine begrenzende Definition der dazu gehörigen Arten besteht – jede Spezies kann in diesen unseligen Status abrutschen. Es bedurfte dann der Formulierung eines Tierschutzgesetzes (welchem dann aber alsbald ein Reichsjagdgesetz – 1934 – folgte, das sogleich, fadenscheinig begründet und verbrämt, regelte, wie man den zuvor gesetzlich beschützten Tieren zu Leibe zu rücken habe. Oder der große Schritt, den „Schutz der Tiere“ in unser Grundgesetz aufzunehmen …. . - Diesem „biozentrischen“ „Verfassungsrang“ stehen aber gleichermaßen vielerlei anthropozentrische Ansprüche gegenüber, wie etwa solche der freien Berufsausübung (z. B. beim „Schächten“), hinter denen abermals die Belange des Tieres zurückstehen. So wie auch unzählig viele Tiere in den Händen von „Liebhabern“ ihr Schicksal erfahren: Zunächst unter dem Weihnachtsbaum, dann voller Tierliebe malträtiert und fett gefüttert und schließlich zu Beginn der großen Urlaubsreise auf dem Autobahnparkplatz ausgesetzt … .

Ambivalenter kann die Beziehung im Gefüge der Organismengemeinschaften nicht sein! Freilich fanden sich wohl immer Persönlichkeiten, die eine besondere Beziehung zu den Tieren entwickelt haben und Vorbild wurden und sind; eine der berühmtesten historischen Erscheinungen ist da wohl Franz von Assisi. Aber, das waren und sind zunächst individuelle Ausnahmeerscheinungen. Die aber nicht ganz ohne Erfolg zu bleiben scheinen und deren Gedanken zum respektvollen Umgang mit dem Tier als „Mitgeschöpf“, dem gleichwertigen Partner in der Organismengemeinschaft, in den stetig wachsenden Kreisen jener weitergetragen werden, die sich für die Tiere artikulieren. Sicher war die Zahl der Menschen noch nie so groß wie heute, die für die Tiere ein Opfer bringen und für deren Wohlergehen eintreten. Doch hat das bisher noch nicht zu einer Verringerung der Opfer auf der Seite der den Egoismen der Menschen hilf- und wehrlos ausgelieferten Tiere geführt.

Dr. Eberhard Schneider

Kraniche weiterhin zahlreich am Rhinluch-Rastplatz

Kraniche weiterhin zahlreich am Rhinluch-Rastplatz

Linum 19.11.12

Der Temperatursturz Ende Oktober hat das übliche Geschehen am Kranichrastplatz
Oberes Rhinluch gründlich durchgerüttelt. Nach allen Erfahrungen standen die
individuenreichsten Wochen des Kranichzuges bevor. Doch es kam anders: Mit der
starken Abkühlung zogen sehr viel Vögel ab.

So wurde dann auch entlang der bekannten Zugrouten nach Südwesten, z. B. in
Südniedersachsen und Hessen, ein sehr starker Durchzug beobachtet. Jedoch, so wie
aus dem großen Rastgebiet Rhin-Havelluch die Scharen abgezogen waren, kamen auch
neue hinzu. Der zwischenzeitliche Temperaturanstieg hat dann wohl begünstigt, dass
zahlreiche Neuankömmlinge sich dort zum längeren Verweilen eingestellt haben. Die
Ergebnisse der jeweils am Dienstagmorgen durchgeführten „Zählungen“ weisen das aus.

So lässt sich alltäglich das wunderbare Naturschauspiel neu bewundern, wenn morgens
der Ausflug zu den Nahrungsplätzen erfolgt, was sich aber über mehrere Stunden hinzieht;
der abendliche Einflug in den Schlafplatzbereich erfolgt in kürzerer Zeit und ist noch weitaus
spektakulärer. So kann man große Keilformationen beobachten oder langgezogene Girlanden
mit oftmals weit über tausend Tieren in so einem Trupp, die den Schlafplätzen im Teichgebiet
und den gefluteten Wiesen zustreben.

Nach den Bekanntgaben der AG Kranichschutz und der Naturschutzstation Oberes Rhinluch
ergaben die bisher fünf durchgeführten Bestandserfassungen:

16.10.12 – ca. 58.000 Kraniche
23.10.12 – ca. 76.200 Kraniche
30.10.12 – ca. 39.100 Kraniche
06.11.12 – ca. 53.000 Kraniche
13.11.12 – ca. 40.000 Kraniche

Noch halten sich viele „Vögel des Glücks“ zur Rast; man kann auch erkennen, dass die Mauser
des Großgefieders der Flügel noch nicht ganz abgeschlossen ist. Das Nahrungsangebot scheint
noch immer für so viele Tiere auszureichen. Man kann sie nicht nur auf den großen Schlägen
mit Maisstoppel beobachten; auch auf Grünland und Wintersaaten zeigen sich größere Trupps,
oftmals auch Familiengruppen in lockerer Verteilung über das Gelände. Da noch einige große
Schläge mit Körnermais auf die Ernte warten, oder sie jetzt abgeerntet werden, wird auch auf der
damit aufscheinenden Stoppel sich auch weiterhin gute Ernährungsmöglichkeiten bieten.

Insgesamt darf man wohl feststellen, dass der Rastplatz Oberes Rhinluch weiterhin einen der größten
Kranichrastplätze in Mitteleuropa bietet. Was einmal mehr die unverzichtbare „Trittsteinfunktion“
dieses Gebietes im internationalen Vogelzuggeschehen belegt.
Dr. Eberhard Schneider

Naturschutzgroßprojekt „Allgäuer Moorallianz“

22.11.2012

Gemeinsame Pressemitteilung

des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und
des Bundesamtes für Naturschutz

Naturschutzgroßprojekt „Allgäuer Moorallianz“
verbindet Naturschutz mit Klimaschutz

Am heutigen Donnerstag geht das Naturschutzgroßprojekt „Allgäuer Moorallianz“ in die zweite Phase. Dazu erklären das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz (BfN): Moore haben eine große Bedeutung für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz. Für die zweite Förderphase stellt das Bundesumweltministerium 6,3 Millionen Euro aus dem Programm „chance.natur-Bundesförderung Naturschutz“ zur Verfügung. Das BfN als Bewilligungsbehörde begleitet das Naturschutzprojekt fachlich.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser: „Das Projekt ist ein ehrgeiziges Vorhaben zum Schutz der Moore im Allgäu. Nach dem erfolgreichen Abschluss der planerischen Arbeit können die beiden Landkreise Ostallgäu und Oberallgäu jetzt mit der Umsetzung beginnen. Die Förderung dieses Projektes ist eine wichtige Investition in die Zukunft.“

Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundeslandwirtschaftsministerin, Dr. Gerd Müller: „Die Allgäuer Moore sind einmalig. Dieses herausragende Projekt trägt dazu bei, diese Kulturlandschaft und damit auch die Biodiversität im Alpenraum zu erhalten und zu sichern.“

BfN-Präsidentin Beate Jessel: „Mit der Wiederherstellung und der dauerhaften Sicherung von Mooren mit einem naturnahen Wasserhaushalt sowie den Erhalt von Streuwiesen leistet das Naturschutzgroßvorhaben einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Naturerbes. Außerdem trägt das Projekt gleichzeitig zum Klimaschutz bei.“

BfN-Fachbereichsleiter Dr. Alfred Herberg und der bayerische Umweltminister Dr. Marcel Huber übergaben heute den beiden Landräten der Landkreise Oberallgäu und Ostallgäu den Bewilligungsbescheid für die zweite Förderphase des Naturschutzgroßprojektes.

Das Naturschutzgroßprojekt „Allgäuer Moorallianz“ zählt zu den fünf Gewinnern des Bundeswettbewerbes „idee.natur-Zukunftspreis Naturschutz“. Es ist auf zehn Jahre angelegt und verfolgt das Ziel, bundesweit einzigartige Hochmoore und Streuwiesen in den voralpinen Landkreisen Ostallgäu und Oberallgäu langfristig zu erhalten.

In Mooren mit ihren Torfkörpern sind große Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Als Folge von Entwässerungen und der Intensivierungen der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sind viele Moore zumindest oberflächig ausgetrocknet. Dies führt zur Freisetzung der klimaschädlichen Gase Kohlendioxid und Lachgas. Im Naturschutzgroßvorhaben „Allgäuer Moorallianz“ soll dieser Prozess innerhalb von zehn Jahren durch den Rückbau von Entwässerungseinrichtungen, durch Staumaßnahmen sowie die Extensivierung der umgebenden Streuwiesen gestoppt und geschädigte Moore revitalisiert werden. Von diesen Maßnahmen sollen die teilweise nur hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten profitieren und langfristig in ihren Beständen gesichert werden.

Neben dem Erhalt von Mooren ist auch der Schutz des stark gefährdeten Grünlandes ein weiter Aspekt. In einer beispielhaften Integration von anspruchsvollem Naturschutz und nachhaltiger Landnutzung soll es gelingen, Rahmenbedingungen zu schaffen und Fördermöglichkeiten zu eröffnen, die langfristig eine stabile Partnerschaft von Naturschutz und Landnutzern ermöglichen. So sieht das Streuwiesenkonzept des Vorhabens durch die Einbindung von sogenannten Moorbauernhöfen eine dauerhafte Nutzung der anfallenden Streu der spät im Jahr gemähten ökologisch wertvollen, nährstoffarmen Wiesen im Umfeld der Moore vor und trägt somit zur Minimierung der Stoffeinträge in die Moore bei. Die Grundgedanke des Projektes ist es, möglichst natürliche, allein der eigenen Dynamik und Selbstregulation unterliegende Moore zu erhalten und wiederherzustellen sowie die von Verbrachung oder Intensivierung gefährdeten, für das Allgäu charakteristischen, artenreichen Streuwiesen dauerhaft zu sichern.

Der Bundeswettbewerb „idee.natur-Zukunftspreis Naturschutz“ wurde vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz in Kooperation mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium in den Jahren 2007 bis 2009 durchgeführt. Im Rahmen dieses Wettbewerbes sollten neue zukunftsweisende Konzepte für Naturschutzgroßprojekte entwickelt werden, die zugleich wirtschaftliche Perspektiven für ländliche Regionen erschließen. Das Projekt „Allgäuer Moorallianz“ ist eine von fünf Gewinnerregionen.

Mit dem Programm „chance.natur-Bundesförderung Naturschutz“ unterstützt der Bund seit 1979 ausgewählte Regionen bei ihren Bemühungen, national besonders schützenswerte Naturräume und historisch gewachsene Kulturlandschaften großräumig zu sichern. Bisher wurden 76 Vorhaben auf einer Gesamtfläche von über 3.500 Quadratkilometern in die Förderung aufgenommen.

Bleifreie oder bleihaltige Jagdmunition: Kein Unterschied bei der Tötungswirkung festgestellt

Bleifreie oder bleihaltige Jagdmunition:
Kein Unterschied bei der Tötungswirkung festgestellt

Behm: „Weg für Verbot bleifreier Jagdmunition müsste jetzt frei sein“


„Das lang erwartete Ergebnis des Forschungsprojektes zur Tötungswirkung von Büchsenmunition ist offenbar eindeutig: Es wurde nach über 11.000 Abschuss- und Laborberichten kein Unterschied zwischen bleihaltiger und bleifreier Munition festgestellt. Damit ist der seit langem geforderte Nachweis, dass die Tötungswirkung bleifreier Munition im Vergleich zu der bleihaltiger Munition aus Tierschutzsicht ausreichend stark ist, erbracht. Damit müsste nunmehr der Weg für das Verbot bleihaltiger Jagdmunition frei sein.“ So kommentiert die Sprecherin für Waldpolitik der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Cornelia Behm, die Ergebnisse des Forschungsprojektes nach Bekanntgabe durch den Deutschen Jagdschutzverband, dem das Agrarministerium die Ergebnisse offenbar exklusiv vorgestellt hat.

„Aber der Deutsche Jagdschutzverband ist offenbar ein schlechter Verlierer,“ ergänzt Behm. „Nicht nur, dass er bereits vorsorglich die nächste aufwändig zu untersuchende Frage präsentiert und bei der Bundesregierung durchgesetzt hat. Hinzu kommt, dass er bereits einen Tag später wieder die altbekannten Zweifel von Jägern an der Tötungswirkung bleifreier Jagdmunition streut.“

„Warum müssen erst noch die Ergebnisse des Projekts ‚Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret‘ abgewartet werden?“ fragt Behm. „Wir wissen doch, dass Seeadler und andere Wildtiere an Bleivergiftung sterben, nachdem sie durch Bleimunition belastetes Aas gefressen haben. Warum reicht dem Jagdschutz­verband diese Tatsache in Verbindung mit dem Nachweis, dass weder ein erhöhtes Risiko für Jagdunfälle noch ein Unterschied bei der Tötungswirkung festgestellt werden konnte, nicht als Wissensgrundlage aus? Warum muss erst noch ein weiteres Mal nachgewiesen werden, dass auch Menschen durch Reste von Bleimunition im Wildbret gefährdet werden können? Warum leidet der Jagdschutzverband so sehr unter bleifreier Jagdmunition, dass er auf diese unsägliche Verzögerungstaktik setzt?“

„Die Forderung des Jagdschutzverbandes nach Erweiterung der Aussagen zur Ballistik und zur Einsatzentfernung auf der Munitionsverpackung und nach Überarbeitung der gesetzlichen Mindestanforderungen an Jagdmunition ist demgegenüber nachvollziehbar und sollte aufgegriffen werden. Darüber hinaus sollte auch ein Zulassungsverfahrung für Jagdmunition eingeführt werden.“

Jens Dörschel

Wiss. Mitarbeiter, Büro Cornelia Behm MdB,
Sprecherin für Ländliche Entwicklung und für Waldpolitik der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Tel. 030-227 71566, Fax 76165
www.cornelia-behm.de