Linum 20.06.2017 - Storchennachwunchs auch bei uns. Von ursprünglich 4 Jungen sind bisher lediglich 2 verblieben – ist Nahrungsmangel im Spiel?

Linum 04.07.17:
Die Entwicklung der beiden verbliebenen (von 4 Ende Mai geschlüpften) Storchenküken in dem Horst auf dem Gelände der „Landpension Adebar“ verlief erfreulich. Sie waren schon soweit herangewachsen, dass sie bereits aufstanden, um über den Nestrand hinweg zu koten.
Doch der am Donnerstag, 29.06. einsetzende Dauerregen mit hoher Niederschlagsmenge brachte das „Aus“ für die gerade etwa vier Wochen alten Nestjungen. Während einer kurzen Regenpause am Freitag gegen 16.10 Uhr kehrten die beiden Altvögel, die seit Stunden nicht mehr am Horst gewesen waren dorthin zurück. Sie ergingen sich in anhaltendem  Klappern mit den Schnäbeln und den üblichen Begrüßungsposen, dann stocherten Sie mit den Schnäbeln in der Nestmulde. Jedoch reckte kein Junges den Hals zur Fütterung. Die Elternvögel würgten auch keine Nahrung für die Küken aus, es wurde nicht gefüttert. Damit war an sich  klar, dass die Küken nicht mehr lebten.

Der Beleg dafür ergab sich als am Montag 03.07. ein Altstorch den Leichnam eines Kükens aus der Nestmulde zerrte und auf dem Rand des Horstes ablegte und später ganz aus dem Nestbereich entfernt wurde. Auch das zweite Küken war aus dem Nest entfernt worden, die Überreste wurden später auch aufgefunden.

Die nun kinderlosen Eltern halten aber an ihrem Horst fest. Nach ihren Nahrungsflügen kehren sie zurück zum Horst auf dem alten Schornstein. Es finden dann unter lautem Klappern Begrüßungen statt wie im Frühjahr, die dann jeweils in heftiger Kopulation ihren Höhepunkt finden. Der Verlust aller Küken hat offenbar der Partnerbindung der beiden keinen Abbruch getan.

Nicht nur an diesem Horst hat das für die noch nicht hinreichend befiederten Jungstörche ungünstige Wetter seinen Tribut gefordert. Auch andere Nester sind betroffen; nur dort wo die Altstörche schon sehr zeitig zurückgekehrt waren und die ausgebrüteten Jungen einen
gehörigen Entwicklungsvorsprung hatten, scheint es gut ausgegangen zu sein. Wie z. B. im Nest auf dem Dach der Naturschutzstation Rhinluch, Linum.
Bei manchen Horsten in der Region haben Einsätze der Feuerwehren die Rettung einiger so erreichbarer Nestlinge besorgt.
Insgesamt muss man aber wohl davon ausgehen, dass der Storchenbestand im östlichen Landesteil Brandenburgs keinen besonders hohen Bruterfolg (= Junge, die zum Ausflug vom
Nest kommen) haben wird.

Fraglos werden auch andere Vogelarten von Jungenverlusten infolge der hohen Niederschläge betroffen sein.

Dr. Eberhard Schneider

 


 

Störche aktuell in Linum

31.05.2016:
Sie taten sich diesmal etwas schwer mit der Rückkehr aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten. Erst ab Anfang April besetzten ankommende Weißstörche die traditionell besetzten Horste in Linum. Bei der damals noch herrschenden kalten und von großer Trockenheit bestimmten Witterung war es dann mühsam für die Ankömmlinge, ihren Tagesbedarf an Futter zu decken: es fehlte an größeren Insekten, Regenwürmern, Feldmäusen, Amphibien sowieso, und was sich so alles im vielfältigen Nahrungsspektrum der Adebare findet. Dabei ist ein guter körperlicher Zustand der Störchinnen wichtig, deren Eiablage sehr stark von ihrem Ernährungszustand beeinflusst wird. Unterernährte Weibchen legen weniger Eier, die oftmals auch erfolglos bebrütet werden.

In der ersten Aprildekade waren dann nach und nach insgesamt 10 der in der Ortslage befindlichen Horste besetzt. Auf einigen auch von Brutpaaren, die dann alsbald auch mit Eiablage und Brutgeschäft begonnen haben.

Auf unserem „Adebarhorst“, zu dem im vorigen Jahr das Weibchen nicht zurück-gekehrt war und für den das verwitwete Männchen erst zum Juni-Ende eine neue Partnerin gewinnen konnte, was aber zu spät für eine Brut war, ging es ungewöhnlich zu. Bereits am 7. April stand ein Storch auf unserem Horst, den er dann aber wegen Nahrungssuche (und Partnersuche?) praktisch nur in den Nachtstunden aufsuchte. Dann gesellte sich eine Partnerin hinzu; wir konnten Balz und Kopula beobachten. Der Horst wurde von beiden gegen „Besucher“ verteidigt. Über einen Tag saß das Weibchen dann auf dem Nest; es hatte wohl mit der Eiablage begonnen?

Doch dann war der Horst so gut wie verlassen, nur zur Nachtzeit stellte sich ein Storch ein, der frühmorgens wieder abflog. Es hat die Futtersuche zum eigenen Erhalt die Vögel wohl stark in Anspruch genommen – Der infolge intensiver Agrarwirtschaft immer gravierender aufscheinende Mangel an Nahrung für die Störche bereitet ohnehin ja im gesamten Land Brandenburg schon länger und zunehmend den Weißstörchen große Probleme wegen Futterknappheit. Im Ergebnis der unzureichenden Ernährung ist die Versorgung der Jungvögel zunehmend ungenügend und die Jungenaufzucht leidet. Infolgedessen ziehen Brandenburgs Storchenpaare immer weniger Junge erfolgreich auf. Im Landesdurchschnitt sind es nur noch 1,8 Junge pro Brutpaar – zu wenig, um den Bestand zu erhalten und die vielfältigen natürlichen und unnatürlich bedingten, z. B. an Windkraftanlagen oder Stromleitungen, Verluste auszugleichen.

Dan ganzen Maimonat über ging es ungewöhnlich zu auf unserem „Pensionshorst“: Es tauchen immer wieder Störche auf, manchmal zu zweit, manchmal kommt ein dritter hinzu, es wird mit Klappern begrüßt, Balzhaltung eingenommen ... oder in Verteidigung des besetzten Nests vertrieben. „Die Störche spinnen...“ könnte man meinen. Der Horst dürfte nach wie vor von dem ursprünglichen Männchen besetzt sein, dass sich aber zumeist auch unterwegs befindet. Eine feste Partnerbindung ist ihm nicht vergönnt geblieben. Es besteht unser Eindruck, dass er sich einem anderen Paar zugesellt hat und dass sich drei Störche in zwei Horste aufteilen .......?

Insgesamt sind in Linum derzeit wohl 8 (oder 9?) Horste von Brutpaaren besetzt, wie viele Junge darin inzwischen wohl erbrütet wurden? Das ist ebenso die Frage nach dem Enderfolg, wie viele Jungstörche aufgezogen werden, die dann in der zweiten Augustdekade sich auf den Zug über den Balkan, Bosporus, Palästina und Ägypten begeben, der einige von ihnen sogar bis nach Südafrika führen kann... und viele Gefahren für sie birgt. Die Elternvögel verweilen nach dem Wegzug der Jungen noch ca. zwei Wochen bei uns, bevor auch sie sich auf die lange Reise begeben werden.

Zwischenzeitlich gibt es im Ort und auf den umliegenden Wiesen und Feldern viele gute Bobachtungsmöglichkeiten: Bei der Jungenfütterung auf den Horsten oder an Nahrung suchenden Altstörchen.

Dr. E. Schneider

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06.06.15:
Unsere Störche sind für eine Überraschung gut: Erschien der „Pensionshorst“, das Nest auf dem ausgedienten  Schornstein, in den letzten Wochen auch mehr oder weniger verwaist und nur als sporadisch angeflogener Besuchsplatz, so hat sich dies abrupt geändert.

Am frühen Vormittag des 04.06., stellten sich zwei Störche ein und stehen seit dem  ausdauernd auf dem Horst. Auch über Nacht. Häufig ausgeführtes synchrones „Klappern“, Balzverhalten mit sogar „Aufreiten“ und andere Sozialkontakte lassen auf die enge Beziehung dieser beiden Vögel schließen. Gegenüber vorbei fliegenden Artgenossen zeigen sie Horst-verteidigendes Territorialverhalten. Dieses „späte Paar“ hat nun wohl doch noch dort seinen Platz gefunden, den beide nur zu kurzen Nahrungsflügen verlassen. Für eine Brut ist es natürlich zu spät. Aber vielleicht kehren die Beiden im nächsten Jahr zurück. – Es handelt sich möglicherweise um ein derzeit noch nicht brutfähiges Jungtierpaar, das sich aus den immer wieder aufscheinenden Junggesellentrupps umherstreifender Weißstörche rekrutiert hat. Jedenfalls ist das vermutlich männliche Tier nicht der im April residente Storchenmann, denn der war „verlobt“, trug einen Markierungsring am Fuß. Die nun hier Klappernden sind beide unberingt. 

Dr. E. Schneider




 

 

Unsere Störche

Es war in diesem Frühjahr für lange Zeit ungewiss, wie sich die Störche auf dem „ Pensionshorst“der Landpension Adebar in Linum einrichten würden.

Dass erst zum 14. April ein Vogel sich auf dem Horst einstellte und nicht wie in dem Vorjahren schon zum Monatsanfang, lag im Rahmen des allgemeinen Geschehens; die meisten Horste in der Region wurden erst später besetzt, als gewohnt. Die Großwetterlage mit starken Stürmen dürfte dafür bestimmend gewesen sein.

So blieb es dann für den Horst für eine geraume Zeit unklar, wie es sich mit einer jungen Storchenfamilie entwickeln würde. Es blieb der tagelang einsam auf dem Nest stehende Storch, vermutlich das Männchen, allein. Kurze Anflüge weiterer Vögel blieben ergebnislos; das „Begrüßungsklappern“ und die Einladungsgesten des Horstbesitzers blieben so erfolglos wie seine „ Korpulationsaufforderungen“ gegenüber vorbeifliegenden Artgenossen.

Er blieb leider allein! Tagsüber flog der Storchenmann dann zu immer längeren Nahrungsflügen aus. Bei der abendlichen Rückkehr brachte er zumeist auch Nistmaterial mit. Aber kein Weibchen mochte der Einladung ins bereitete Heim folgen. Manchmal hatte man den Eindruck der Horst sei verwaist. Aber „ unser“ Männchen kehrte stets ganz spät abends zurück und hielt das Nest in Besitz.

Doch welche Freude ! Am 17. Juni hatte er doch noch eine Störchin für sich und seinen sorgsam hergerichteten Horst gewinnen können. Heftiges Klappern, Nestbauverhalten und „ Begüßungskorpulationen“ gaben die „ Verlobung“ und Paarbildung kund !

Für die Erbrütung und Aufzucht von Nachwuchs wird es für dieses Jahr zu spät sein. Bis zum notwendigen Wegzug Mitte August würden sich diese Nestlinge nicht hinreichend entwickeln, um die Strapazen des Zuges über den Bosporus, Palästina und Ägypten bis hin womöglich nach Südafrika überstehen zu können. So hoffen wir darauf, dass die jetzigen Horstinhaber im Rhinluch genügend Nahrung finden, um selbst in beste Kondition zu kommen, damit sie sich in der letzten Augustdekade auf den kräftezehrenden und gefahrvollen Weg machen können. Wenn dann in den auf dem Zugweg liegenden „ Trittsteinbiotopen“ und Rastplätzen genügend Nahrung zu finden sein wird und nicht übermäßige Trockenheit in jenen Gebieten Nahrungsmangel beschert, was auch für den Rückzug im Frühjahr bedeutsam ist, können wir sicher im kommenden Jahr wieder mit „unseren“ Störchen rechnen, deren Familienleben dann über die am Nest kürzlich installierte Kamera für die Gäste der Pension Adebar übertragen werden kann.

Wir werden alles in unserer Kraft stehende tun, den „Pensionshorst“ auch künftig für die Weißstörche bereit zu halten und für die Erhaltung des Nahrungsangebotes im Rhinluch Sorge tragen insbesondere um den Schutz artenreichen Grünlandes und feuchter Wiesen im Rhinluch bemühen, wozu der Ankauf oder die Anpachtung möglichst großer Flächen weiterhin unabdingbar ist. Damit jene dann nach unserer Vorgabe“ vogelfreundlich „ bewirtschaftet werden und den Störchen wieder mehr Nahrung bieten. Mit einer Spende an das Vogelschutz-Komitee ( IBAN DE10260500010048301535 ) oder in das“ Futterhäuschen“ der Pension Adebar unterstützen Sie den Erwerb von Grünland- Vogelschutzflächen und Nahrungsareal für die Weißstörche. Die Bestandssituation der weißen Störche in ganz Brandenburg ist leider besorgniserregend. Schon seit einigen Jahren reicht der jährliche Nachwuchs, die Zahl der zur Geschlechtsreife kommenden Jungstörche nicht aus, um die natürlichen Verluste und solche durch Unfälle der Störche auszugleichen. Ursächlich für die schlechte Situation sind, da besteht unter den Experten kein Zweifel, die Auswirkungen der modernen Agrarindustrie, die durch

Gebietsentwässerung und intensive Landnutzung für die Störche, so wir für alle Wiesenvögel eine zunehmende Verschlechterung der Lebensbedingungen bewirkt.

Mehr denn je ist es also deshalb dringend geboten, im Wiesenvogel- und Weißstorchschutz größere Anstrengungen zu unternehmen und durch Extensivierung der Grünlandbewirtschaftung die Wiesen wieder vielfältiger und artenreicher zu entwickeln. Nur so werden wir den Weißstorch als allseits beliebten „ Charaktervogel“ des Rhinluchs erhalten können. Landerwerb mit nachfolgender zielgerichteter Bewirtschaftung bietet dafür die einzig wirksame Voraussetzung. Nur wenn wir großflächige Vogelschutzwiesen selbst pflegen, werden wir den Störchen aus Linum und in dem Rhinluch bewohnbaren Lebensraum erhalten. Damit wir auch in 10 Jahren noch Störche erleben können.

Im Juni 2015

Dr. Eberhard Schneider


 

Neues aus der Welt der Störche

Linum, 1. Juni 2014: Das Vogelschutz-Komitee freut sich und begrüßt zwei neue Erdenbürger! Auf dem hohen Schornstein neben unserem Büro – dem „Pensionshorst“ – konnte ich am letzten Tag des Mai den diesjährigen Nachwuchs des Weißstorch-Horstpaares bestätigen. Wohl deutete das Verhalten der Altstörche schon seit dem 13. Mai darauf hin, dass dort oben Schlupftermin war: Es saß keiner der Eltern mehr ausdauernd im Nest um zu brüten. Hingegen stand tagsüber ständig ein Altvogel auf dem Horst und bewachte. Das Männchen war überwiegend zur Nahrungsbeschaffung unterwegs. Die frühe Grünlandmahd im Oberen Rhinluch, welche ja mit der dazu eingesetzten Großmaschinerie reichlich Futter für die Störche, Rot- und Schwarzmilane, Mäusebussarde und viel andere Aasesser „produziert“, dürfte mit zu einer guten Versorgung der Nestlinge beigetragen haben. Auch die starke Abkühlung um die verfrühten „Eisheiligen“ sowie die Niederschlagstätigkeit der „Schafskälte“ zum Monatsende haben wohl keinen zu hohen Tribut unter dem Storchennachwuchs gefordert.

Ziemlich genau sechs Wochen nach dem Eintreffen der Altstörche auf dem „Pensionshorst“ waren die Nestlinge gestern so weit, dass sie in der auch sie wohlig wärmenden Sonne sich aus der Nestmulde erhoben und von außerhalb sichtbar wurden. Der erste Stehversuch heute (01.06) lässt auf ein Alter der Juv. von ca. 22 Tagen schließen: das vermutete „Nesthäkchen“ als drittes Junges zeigte sich am 04. Juni.Nachdem das Paar auf dem „Pensionshorst“ im Vorjahr drei Junge erfolgreich aufgezogen hatte, kann man auch diesmal sich über den Erfolg freuen.

Linum kann ein gutes Jahr der Weißstörche verbuchen. Nach einer kurzen Stagnation in den Horstbesetzungen kamen dann im April noch Nachzügler an. So sind diesmal 10 Horste von Brutpaaren besetzt. Nachdem in den vergangenen Jahren ein „Leerstand“ von Horsten zu beklagen war und nur sieben Nester besetzt waren - mit magerem Bruterfolg von nur fünf Jungen insgesamt (davon im Pensionshorst allein drei!) – kann man sich über den Aufschwung freuen.

Dr. E. Schneider

 



 

Linumer Störche wieder zurück!

Linum 26./27.03.14 Zwar ein wenig später als manche ihrer Artgenossen aus anderen Brutplatzgebieten sind nun die ersten Weißstörche in´s „Storchendorf Linum“ zurückgekehrt. Lesen Sie bitte hier weiter. 


Ein „Mekka“ der Vogelfreunde

Linum/Oberes Rhinluch 30.03.2014:
Wahre „Leckerlies“ für Vogelfreunde und Naturfreunde hält das Obere Rhinluch derzeit bereit. Noch immer finden sich Kraniche in größer Anzahl auf den Rastplatzwiesen nördlich von Linum zur Übernachtung ein. So wie von den großen Versammlungsplätzen in den nordischen Brutarealen zeigen auch hier die großen grauen Vögel ihre Balztänze. Es bleibt abzuwarten, wie sich das weiter entwickelt. Einige werden noch nach Norden oder Nordosten ziehen, andere werden als Junggesellen oder junge und immature Paare in der weiteren Region bleiben, ohne aber zu brüten.

Die Linumer Weißstörche etablieren sich weiter. Seit 29.03. sind auch der Horst auf der Naturschutzstation und jener auf dem Gittermast am östlichen Ortseingang besetzt. Ab und an stattet ein dritter Storch (vom „Hebammenhorst“) dem Paar auf dem „Pensionshorst“ einen Kurzbesuch ab; dem aber das Horstpaar jeweils heftig abwehrt. Das die beiden fest miteinander verbunden sind zeigen auch die mehrmals täglich ausgeführten Kopulationen. Zu denen meist das Weibchen mit heftigem auffordert, in das dann das Männchen einstimmt und dann, wenn das Weibchen sich in die Nestmulde drückt aufreitet. Möge jemand behaupten Tiere hätten keine Lustempfindung! Ganz sicher ist das wie Klappern klingende Aneinanderschlagen der weit geöffnete Schnäbel und die innigen Hals- und Kopfbewegungen der beiden wohl ein Ausdruck der mit der Kopula verbundenen Empfindungen. Jedenfalls dienen die häufigen Paarungsakte der Paarbindung.

Aber nicht nur die großen Vögel machen Linum zur Attraktion für Vogelfreunde. Der Vogelzug ist in vollem Gange und so gibt es im gesamten Teichgebiet und im Luch ein ständiges Kommen und Gehen zu beobachten. Die Rufe der Großen Rohrdommel sind zu hören und sie wird wohl längst ein Gelege bebrüten. Von dem neu hergerichteten Beobachtungsstand am „Unkenteich“, für dessen ökologische Funktion der Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch (Kremmen) Sorge trägt, der den „Unkenteich“ seit Jahren in Pacht hat und erfolgreich die artenreiche Amphibienwelt und die abwechslungsreiche Avifauna betreut und entwickelt. Derzeit liegt der Teich weitgehend ohne Wasser, um mit den freien Schlammflächen für die durchziehenden Limikolen einen nahrungsreichen Rastplatz zu bieten. Der Limikolenzug ist aber noch nicht so richtig in Gang gekommen. Das wird noch ein paar Tage dauern bis diese meist langschnäbeligen Feuchtgebietsbewohner sich in größerer Zahl ein finden. Zurzeit sind aber verschiedene Entenarten, Knäkente, Krickente, Löffelente, Schnatterente und andere zu beobachten. So wie Wildgänse, Reiher u.a. Versierte Beobachter harren stundenlang auf ihrem Beobachtungsplatz aus – ob auf dem Beobachtungsstand oder in einem anderen Versteckt: Ausdauer und Geduld werden reichlich belohnt. Was zahlreiche Ornithologen und Vogelfreunde aus Nah und Fern zu schätzen wissen, die unter anderem auch die Gunst des mit Macht sich entwickelnden Frühlings nutzen. Ganz besonders begeistert kehren die „frühen Vögel“ zurück, die sich durch den Morgennebel und die Kühle nicht abschrecken lassen, schon vor Tagwerden loszuziehen.

Dr. Eberhard Schneider





Linumer Störche wieder zurück!
Linum 26./27.03.14
Zwar ein wenig später als manche ihrer Artgenossen aus anderen Brutplatzgebieten sind nun die ersten Weißstörche in´s „Storchendorf Linum“ zurückgekehrt.

Nach Abwesenheit seit Mitte August sind am 26.03. die ersten Adebare aus ihrem afrikanischen Überwinterungsgebiet eingetroffen. Über Mittag waren ziemlich gleichzeitig beide Horstvögel auf dem „Hebammenhorst“ angekommen. Um 18 Uhr flog der Storchenmann auf  dem hohen Schornstein mit dem „Adebarhorst“ ein. Die recht kühle Witterung dürfte das Übernachten in luftiger Höhe wohl etwas ungemütlich gestaltet haben. Doch sein Warten wurde reichlich belohnt:  Gegen 3:45 h am 27.03.14 verkündete heftiges Klappern das Eintreffen des Weibchens. Im frühen Morgenlicht gab es einen ersten gemeinsamen Nahrungsflug, gegen 06:40 h waren beide wieder auf dem Horst. Anhaltendes Klappern und Körpergesten ließen die Balz und Partnerbindung heftig werden und um 06:50 h Kam es dann zur ersten anhaltenden Partnervereinigung und „Generhaltung“. Die Vormittagsstunden waren beide auf Nahrungssuche. Bald nach der gemeinsamen Rückkehr gegen 13 Uhr haben die beiden dann durch die Tat bekräftigt, dass sie auch in diesem Jahr gemeinsam Junge auf dem „Adebarhorst“ aufziehen wollen. An dafür nötiger Potenz scheint es beiden jedenfalls nicht zu mangeln.

Dr. Eberhard Schneider   




 

Frühzeitiger Frühjahrs-Vogelzug – immer zum Besten?

Sei es eine  Auswirkung des sich wandelnden Klimas oder „nur“ des aktuellen Wettergeschehens, die frühen Folgen des milden Winters: Nicht nur die Vegetation hat einen zeitlichen Vorsprung gegenüber der sonst üblichen Entwicklung. Die Balz der Wildtauben, Nestbau der Rabenvögel, Sperlinge und anderer Arten im urbanen Bereich sind augenfällige „Frühjahrsboten“.

Frühe Rückkehrer: Weißstörche
Auch der Frühjahrszug der Vögel zur Rückkehr in die Brutgebiete hat sehr frühzeitig eingesetzt. So haben sich mancherorts schon längst Weißstörche eingefunden und ihre Horste besetzt. Aus dem allmählich wieder zunehmenden Bestand in der nordhessischen Schwalm-Niederung um Schwalmstadt-Ziegenhain und -Loshausen wird sogar von einem Storchenpaar berichtet, das bereits mit der Eiablage begonnen hat. Das ist gut zwei Wochen verfrüht gegenüber allen Erfahrungen.

Auch im brandenburgischen Kremmen im Oberen Rhinluch fand sich schon vor fast vier Wochen der erste Rückkehrer auf seinem Horst ein und vor wenige Tagen wurde ein weiteres Nest von seinem Storchenpaar besetzt. Das ist soweit schön und erfreulich. Wenn diese Phänomene sich in der Anpassung an den unaufhaltsamen Wandel des Klimas begründen, lässt das für die Überlebensfähigkeit der Arten unter den Bedingungen der Erwärmung hoffen.  Aber ist es auch gut so, dass die Zugvögel um so viel früher sich in ihren Brutbereichen einfinden? Denn noch ist, auch nach kalendermäßigem Frühlingsanfang,  der Winter nicht zu Ende. Einen Kälteeinbruch mit resultierendem Nahrungsmangel vermögen robuste Altvögel in guter Kondition zwar zu überstehen – solche mit weniger guter „fitness“ fallen den Kräften der natürlichen Selektion anheim oder erfahren im nachfolgenden Brutgeschehen den Misserfolg. So wurden ja in 2013 die regulär gegen Märzende eintreffenden Weißstörche im Oberen Rhinlunch und der Ostprignitz vom neuerlichen Wintereinbruch mit Schneefall überrascht. Tagelang standen die Vögel nur auf ihren Horsten – um Energie zu sparen und nicht etwa bei erfolgloser Nahrungssuche zu verschwenden. Aber die späteren Bruterfolge fielen gering aus.

Im „Storchendorf“ Linum war mit drei aufgezogenen Jungen der „Pensionshorst“ bei der Landpension Adebar und dem VsK-Regionalbüro der erfolgreichste. Die ohnehin nur sechs besetzten Horste brachten es insgesamt nur auf sieben ausgeflogene Jungvögel. Kälte und Nässe bis in den Juni hinein besorgten anhaltende Nahrungsknappheit, die wohl auch im Brutgeschäft ihre Auswirkung zeitigte. Wären da auch noch frühe Bruten gewesen, sie hätten absolut keine Chance gehabt. Da Weißstörche ja allgemein kein Nachgelege bilden, wäre ein solches Geschehen fatal, würde es zur Regel werden. *)

Späte Gäste: Kraniche
Ob das Phänomen auch im Zusammenhang mit klimatischen Änderung steht, sei dahin gestellt. Aber die Europäischen Kraniche lassen gewisse neue Abläufe im Zuggeschehen erkennen. So  ist zu erkennen, dass seit ein paar Jahren sich anscheinend ein neues Zugwegesystem der grauen Kraniche entwickelt, die eine „pannonische Route“ für den Zug aus dem Baltikum und russischen Raum auszuformen scheinen. In zunehmender Anzahl ziehen nämlich die aus Nordosten kommenden Vögel in zunächst mehr südliche Richtung, dann über Ungarn hinweg nördlich der Alpen in die südfranzösischen und spanischen Überwinterungsgebiete. – Diese neue Zugerscheinung wird durch verstärkte Beobachtung des Kranichzuges zu dokumentieren sein. Die Vogelforscher bitten um sachdienliche Mitteilungen – gern auch über uns!

In dieser neuartigen Entwicklung der Zugwege begründet sich vielleicht auch das stark erhöhte Aufkommen an Kranichen beim Herbstzug auf dem international so bedeutsamen „Trittsteins“, dem großen Rastplatz im Oberen Rhinluch, der im Herbst 2013 von wohl weit über 100.000 Kranichen aufgesucht wurde, mit zirka 93.000 Kranichen in der Zugspitze. Da könnte sich aus dem immens wichtigen Rastplatz eine internationale „Drehscheibe“ des Kranichzuges ausformen, von der aus unterschiedliche Zugrichtungen eingeschlagen werden. Das wird spannend werden, was sich da tut. So wie auch beim aktuellen Frühjahrszug einige Dinge festzustellen sind, die auch den Frühjahrszug durchaus spannend gestalten. Nach den bisherigen Erfahrungen verweilten beim Frühjahrszug die im Rhinluch rastendenden Kraniche meist nur kurz im Gebiet. Heuer hat wohl der milde Winter die Kraniche sehr früh zum Zug nach Norden bewogen. Außer den ohnehin im Rhinluchbereich zur Überwinterung“ verbliebenen mehreren hundert Kranichen halten sich aber die hinzu gekommenen „Durchzügler“ ungewöhnlich lange auf. Zwar sind es nicht die riesigen Schwärme des Herbstzuges, aber allmorgendlich (derzeit gegen 05:45 h) Ausflugs auf geeignete Nahrungsflächen in der Umgebung lässt sich so wie beim Abendeinflug (derzeit ca. 18:15 h) das herrliche Bild der in nur geringer Höhe vorüber ziehenden Formationen genießen. Zwar ziehen immer wieder große Schwärme weiter in Richtung Nordosten, wie man insbesondere am frühen Nachmittag beobachten kann, wenn sich die Vögel von der Thermik in große Höhe tragen lassen und dann eilig davon fliegen.

Doch das ungewöhnlich lange Verweilen im Rastplatzgebiet bei Linum führt dazu, dass sich dort auch ein „Heiratsmarkt“ der Kraniche etabliert hat. Ist es im Herbst „nur“ der Übernachtungsplatz, so fungiert jetzt der Rastplatz auch als Forum der Partnersuche und –bindung. Die berühmten Kranichtänze, die Balztänze, finden nun auch hier statt. So ist auch das Repertoire der Lautäußerungen stark erweitert um jene der Partnersuche, Werbung und Partnerbindung. – Noch hat sich dieses „Leckerli“ für Vogelbeobachter und Kranichfreunde noch nicht weit herumgesprochen. Das mag auch gern so bleiben, denn ein „Rummel“ der Kranichbeobachter wie im Herbst wäre sicher nicht gut. Dennoch soll dies als „Geheimtipp“ für eingefleischte Vogelbeobachter und Kranichfreunde nicht verschwiegen bleiben. Denn das Phänomen an sich, dass der für den Herbstzug so bedeutsame Rastplatz nun auch als „Hochzeitsplatz“ der Kraniche eine Bedeutung erlangt kann und muss in die Bemühungen um den Schutz und dauerhaften Bestand dieses „Trittsteinbiotop“ im Oberen Rhinluch bestärken und stützen.

Dr. Eberhard Schneider

*): Auf ein Wort!
Um uns bereits bekannt gewordenen Irritationen wegen der Weißstörche im „Storchendorf“ Linum abzuhelfen, sei folgender Hinweis gegeben:

Vor wenigen Tagen, um den 20. März, wurde von einer Naturschutzorganisation ein Spendengesuch verbreitet, in dem um eine Unterstützung für die „Rettung“ der Weißstörche in Linum geworben wird. Es wird berichtet, dass Jungstörche in den Horsten ertrinken weil die Weißstörche als Nistmaterial auch Kunststofffolien u. ä. einbauen. Was dann zur Folge hat, dass die Nester nicht mehr genügend wasserdurchlässig sind und bei starkem Regen sich viel Wasser im Horst sammelt, in dem Jungvögel durch Ertrinken (oder Verklammen) zu Tode kommen. Dem will man nun begegnen (jetzt, wenige Tage vor der Rückkehr der Brutstörche!) und die Horste „entmüllen“.

Um die (bisher noch sieben) Horste der Linumer Störche von schädlichen Materialien zu befreien, benötige man die stolze Summe von 31.000 €. Es trifft wohl zu, dass Weißstörche solche schädlichen Materialien in die Nester einbauen und damit wahre Todesfallen für Gelege und Jungvögel erzeugen. Das kennt man übrigens auch von anderen Vogelarten wie Greifvögeln, aber auch kleinen Singvögeln, bei denen eingeflochtene Kunststofffäden usw. gleichermaßen die Nester „wasserdicht“ machen.

Die genannte Spendenwerbung lässt aber den Eindruck entstehen, dass in Linum alle Horste von diesem Dilemma der Kunststoffmaterialien betroffen seien und man sie alles mit „Entsorgungsmaßnahen“ bedenken müsste. Was aber nicht zutrifft. Der oben erwähnte „Pensionshorst“ z. B. ist völlig frei von derartigem Material; er ist intakt und durchlässig, wie ich selbst durch Überprüfung festgestellt habe. Es gab wohl in 2013 einen Horst, in dem vermutlich infolge angesammelten Wassers keine erfolgreiche Brut zustande kam.  Einen anderen Eindruck bei wohlmeinenden Spendern zu erzeugen, halte ich für unredlich. So wie auch der angeführte Mittelbedarf von 31.000 € maßlos übertrieben ist. Wir selbst (Vogelschutz-Komitee) haben vor wenigen Wochen den Storchenhorst in Dedeleben durch „Rückbau“ gesichert (s. dazu: …..). Die gesamte Rückbaumaßnahme an diesem Horst hat ca. 850 € an Kosten verursacht.  

Diese Kosten auf Linums gesamten Horstbestand umgerechnet macht dann lediglich etwa 7.000 € aus. Da übertreiben die Kollegen maßlos und täuschen wohlmeinen de Vogelfreunde und Spender.
Nicht zuletzt ganz ausdrücklich zu kritisieren ist auch, dass man zu einem Zeitpunkt mit dem Ansinnen der Spendeneinwerbung aufwartet, zu dem wahrlich keinerlei Maßnahmen an den Storchenhorsten durchführen kann. Denn in wenigen Tagen werden die Nester besetzt sein, alsbald sich Gelege, die bebrütet werden und dann Küken darin befinden. Es wäre unverantwortlich – und naturschutz- und tierschutzrechtlich gar nicht zulässig! – Würde man da noch an den Nestern herumhantieren. – Ich erachte solches Spendengesuch als arglistige Täuschung und Betrug am Spender und finde das sehr bedauerlich, mit welchen unfairen Methoden die Kollegen operieren.

Wir haben den Rückbau an dem Horst in Dedeleben bereits im Januar erledigen lassen und kurz darauf folgte die komplette Sanierung des gesamten Schornsteins. Die ist seit gut drei Wochen abgeschlossen, so dass die dortigen Störche bei ihrer Rückkehr zwar ein komplett renoviertes Heim vorfinden, aber keinerlei Störung an ihrem Horst erfolgen wird.

Dr. Eberhard Schneider