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Polnisch-deutsche Storchenbeziehung

In Deutschland beringter Weißstorch nistet auf Scheune in Masuren 

Den Beinamen „Storchendorf“ hätte das  aus ganzen sieben Häusern bestehende Dörfchen Zywkowo wohl zu Recht verdient. In dieser von gerade mal 20 Menschen bewohnten, aber seit Menschengedenken von Weißstörchen als Brutplatz besonders geschätzten, masurischen Ortschaft ca. 60 km nordöstlich von Allenstein (Olsztyn), nur etwa 1 km westlich  der russischen Grenze entfernt, leben mehr Störche als Menschen.

Unsere Partnerorganisation PTOP  www.ptop.org.pl. hat deshalb dort bereits vor einigen Jahren einen sonst dem Zerfall preisgegebenen alten Bauernhof erworben. Den bewirtschaftet PTOP mit einer eigenen Herde aus Konikpferden und dem, Ende vorigen Jahrhunderts kurz vor dessen Aussterben geretteten, seltenen Roten Polnischen Rind.

Alle Bewirtschaftungsziele dienen dem Natur- und Vogelschutz und ganz besonders der Erhaltung der dort alljährlich brütenden Weißstörche und anderer Wiesenvögel.

Damit will PTOP insbesondere auch der internationalen  „besonderen Verantwortung“ im Weißstorchschutz gerecht werden, die dem Land zufällt, das über 60 % des weltweiten Brutbestandes beherbergt. Dem Bemühen um den Schutz der Störche  lässt das Vsk seit Jahren eine maßgebliche Unterstützung zukommen. Insbesondere wurden erhebliche Mittel aus dem, dafür zweckbestimmten,  Spendenaufkommen der Förderer des VsK, für den Erwerb  von Grünland und zur dauerhaften Sicherung der Nahrungsflächen für diesen beeindruckenden Storchenbestand bereitgestellt.

In diesem Jahr (2017) erlebte der Brutbestand in Zywkowo einen unerwarteten Aufschwung. Waren es in den vergangenen Jahren jeweils etwa 40 Weißstorchpaare, die auf den Horsten in umstehenden Bäumen und auf den, größtenteils restaurierten, Dächern der renovierten Gebäude ihre Jungen aufzogen, so finden sich aktuell mit 50 Paaren dort sogar 11 Paare mehr als im vorigen Jahr. Das ist, obwohl der Winter lang währte und die zuerst Angekommenen sich mit den durch Eis und Schnee bedingten Witterungsbedingungen auseinandersetzen mussten, der Höchststand an Brutpaaren seit 15 Jahren.

Doch dieser Brutbestand birgt eine weitere Überraschung: Es befindet sich unter den brütenden Altstörchen ein Vogel, der ausweislich des  an seinem Bein befindlichen Ringes, aus Deutschland kam und den weit entfernten Platz für die Aufzucht seines Nachwuchses auserkoren hat.

Wann und wo dieser Storch beringt wurde, teilt uns die Beringungszentrale der Vogelwarte Hiddensee mit:
Dieser Storch wurde im Jahr 2012 als Nestjunges in einem Horst in Bentwisch, Landkreis Rostock beringt.  Er hat nun den Horst auf dem weit (ca. 545 km Luftlinie) von seinem heimatlichen Nest entfernten Scheunendach auserkoren und mit seiner Partnerin besetzt. Junge gibt es in diesem Jahr leider noch keine. Wo er sich in den vergangen Jahren aufgehalten hat, ist unbekannt – vielleicht zog er in Afrika weit umher?

Besonders bemerkenswert ist dieser Fall, weil er belegt, dass ein Austausch zwischen dem polnischen Weißstorchbestand und dem in Deutschland besteht.

Nicht allein, dass in der in´s Elbtal übergehenden Prignitz im Vorjahr zwei in Polen beringte Weißstörche  als Brutvögel festgestellt wurden, zeigt das Beispiel, dass dieser bestandsinterne Austausch bis weit in den östlichen Teil Mitteleuropas reicht.  

Der Fall gibt meiner, bei manchen Weißstorch-Experten nicht erwünschten, Auffassung Recht, dass wir es mit einem, zumindest den östlichen Teil des Bundesgebietes und polnische Habitate Hilfen zur Förderung des polnischen Storchenvorkommens steht somit ganz im Zeichen auch der Förderung der bei uns brütenden Weißstörche.

Auch in diesem Jahr lässt VsK dem polnischen Partner PTOP eine erhebliche Hilfe für den Weißstorchschutz zukommen. Insbesondere wegen Sicherung gefahrvoller Leitungsmasten gegen Stromtod der Störche sollen die wichtigen Schutzmaßnahen gefördert werden; oder die Erhaltung und Umsetzung von alten Horsten auf baufälligen Gebäuden, die unter der schweren Last einzustürzen drohen. 

– Helfen Sie mit Ihrer Spende für den Schutz des Weißstorchs!

Dr. Eberhard Schneider                        Fotos: Menderski/PTOP