Rotmilan-Projekt: Augen auf! Hessische Ornithologen bitten um Mitarbeit

- alle Fotos: C. Gelpke/HGON -

Reichlich unbemerkt von der allgemeinen Öffentlichkeit der Vogelfreunde wird schon seit einigen Jahren ein ganz außerordentliches Untersuchungsprojekt der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) über den Rotmilan durchgeführt. Dieses, leider nur mit recht bescheidenen Mitteln ausgestattete, Forschungsvorhaben zum Zug- und den Überwinterungsgebieten der eindrucksvollen „Gabelweihe“ erfährt längst nicht die öffentliche Beachtung, die ihm zukommen sollte!

Immerhin ist es so, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland, gemäß den internationalen Vereinbarungen zum Artenschutz, eine „besondere Verantwortung“ tragen: Denn bei uns hat diese Greifvogelart ihren Verbreitungsschwerpunkt und zentrales Brutgebiet. Der Großteil des Weltbestandes des Roten Milans (neben dem Schwarzen Milan) findet sich in Mitteleuropa und im Gebiet der BRD. Allerdings muss der Rotmilan, so wie auch die Schwesternart Schwarzmilan, saisonal dem Regime des Wettergeschehens weichen. Das Winterhalbjahr verbringen diese Vögel, deren Nahrung sich überwiegend aus Aas, Fleisch- und Fischresten, Insekten usw. zusammensetzt, in wärmeren Regionen. Besonders aus dem höheren Norden ziehen die Milane nach Süden.

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Bild 1: Rastender Rotmilan mit HGON-Flügelmarke, Bild 2: Nahrungsplatz in NW-Spanien – besucht von Rotmilanen, Schwarzmilanen und Gänsegeiern

Das hessische Forschungsprojekt hat bisher erheblich zur Aufklärung wegen der Überwinterungsgebiete des Rotmilans beigetragen und erkannt, dass zahlreiche Milane von uns aus nach Spanien ziehen, wo gerade im Nordwesten der Iberischen Halbinsel den Vögeln Aufenthalt bietet. Die ohnehin öfters in Gruppen oder Schlafgemeinschaften anzutreffenden Milane teilen sich dort den Lebensraum und das Nahrungsangebot mit den dortigen Geiern.

Das HGON-Rotmilan-Forschungsprojekt hat sich in der Vergangenheit unter anderem auch der modernen Technik der Kleinstsender bedient und so eine Fülle von Erkenntnissen über Zug und Überwinterung der Rotmilane erbracht.
Die für solche Untersuchungsprogramme nicht verzichtbare Markierung der Vögel erfolgt aber überwiegend mit farbigen, nummerierten Flügelmarken. Die auf Entfernung sichtbar und ablesbar sind. Die Markierung junger Rotmilane in den Horsten erfolgt in diesem Projekt vor allem im Gebiet des nordhessischen Schwalm-Eder-Kreises (südl. Kassel). Natürlich werden nach dem Ausfliegen alle möglichen, näher oder weiter entfernten Gebiete aufgesucht.
Natürlich kann der Untersucher, Christian Gelpke, nicht überall sein, um „seinen“ Milane auf ihren langen Wegen zu folgen. Er ist auf die Mitteilung von Beobachtungen angewiesen.

So wie der jüngste HGON-Newsletter (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) berichtet (Zitat):

Am 13. März 2011 um 8.40 Uhr entdeckte Johann Herzer in der Feldflur bei Limburg/Blumenrod 10 Rotmilane, die auf einem Baum rasteten. Unter ihnen war auch ein Rotmilan mit der grünen Flügelmarke 810.

In Aragón Huesca, Jaca, (Nord-Spanien, Vorpyrenäen) wurde am 4. März 2011 auf einem Feld mit ca. 40 Rot- und Schwarzmilanen, die Rotmilandame mit der Flügelnummer 818 von Javier Bario gesichtet.

Parallel dazu wurde ein Rotmilan aus Obervorschütz  (Nordhessen, Nähe Kassel) gemeldet. Leider konnte die Nummer dazu noch nicht abgelesen werden.


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Bild 3: Drei junge Rotmilane im Horst – frisch angebrachte HGO-Flügelmarken, Bild 4: Geländefund: Überreste eines verunglückten Rotmilans mit HGON-Flügelmarke

Weil wir in Deutschland die „besondere Verantwortung“ für den Rotmilan nicht nur auf dem Papier der Vereinbarungen mittragen wollen, sondern dieses auszufüllen versuchen, möchte VsK sich dringend für dieses Projekt verwenden.

Wir bitten alle uns verbundenen Vogelfreunde, ein ganz besonderes Augenmerk auf den Rotmilan zu richten. Die Marken auf den Flügeloberseiten (Farbe GRÜN ) sind gut erkennbar und bei etwas Glück und guter optischer Ausrüstung auch die Nummern ablesbar.

Entsprechende Beobachtungen teilen Sie bitte mit unter Angabe von Datum, Uhrzeit, Wetterverhältnisse, Ortsangabe, möglichst genau!!! Gemarkung, Flur. Ferner Anzahl der Milane, deren aktuelle Tätigkeit, gegebenenfalls Art der Nahrung falls bei Futteraufnahme; falls fliegende / abfliegen die Flugrichtung.

Teilen Sie Ihre Beobachtung dann bitte baldmöglichst mit an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  oder über unser Kontaktformular an das Vogelschutz-Komitee.

Vielen Dank für Ihre Mitwirkung.
Dr. Eberhard Schneider