Neues aus Absurdistan …..

Kann man einen international renommierten, vielfach geehrten und mit Auszeichnungen für seine Leistungen

in der Vogelforschung bedachten Emeritus da noch ernst nehmen? So wie sein etwas skurriles Erscheinungsbild

zu seinem Image zählt, macht sich Skurrilität anscheinend auch in seinen Forscherweisheiten breit. Da hatte

der sonst so geachtete Vogelforscher Dr. Berthold zuletzt mit der, so unökologischen wie auch an der Einbeziehung

der Wirkfaktoren der Evolution und natürlichen Selektion vorbei gehenden, „Ganzjahresfütterung“ der Vögel

sich öffentlich artikuliert – und unter Vogelfreunden viel Verwirrung gestiftet. Denn, dem dramatischen Rückgang

zahlreicher Vogelarten, wie er in Mitteleuropa insbesondere für die „Offenlandarten“, die Wiesenvögel und Feldvögel,

hoch aktuell ist, will der berühmte Ornithologe dadurch begegnet wissen, dass man die freilebenden Vögel ganzjährig

mit gereichter Nahrung versorgt. – So wie manche Jäger Hirsch, Reh und Wildschwein wie in der Mastanlage ganzjährig

geführt und auf hohem Bestand gehalten wissen wollen.

 

Dass Berthold sich mit dieser vielleicht Kapitulation vor der grassierenden Lebensraumzerstörung sich sogar in Widerspruch

setzt zu seinen früheren Äußerungen und Ratschlägen zur Biotoperhaltung, beruht sicher nicht auf Altersweisheit oder

später Einsicht. Nun aber macht der gelegentlich etwas „kauzig“ wirkende Ornithologe erneut auf sich aufmerksam; man

reibt sich die Augen wenn man liest:

 

„Vogelforscher fordert Katzensteuer ..

Prof. Dr. Peter Berthold:  "Katzen sind ein Problem, das man entschieden angehen muss"

NewsAktuell/Ots – Di., 5. Mär 2013 - wie folgt (Zitat):

 

Hamburg (ots) - Katzen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland. In über sieben Millionen Haushalten leben ein oder mehrere Stubentiger. Nach Ansicht des renommierten Ornithologen Prof. Dr. Peter Berthold von der Vogelwarte Radolfzell am Bodensee sind dies eindeutig zu viele Tiere. Im Gespräch mit der Programmzeitschrift auf einen Blick (Heft 11/2013, EVT 7. März) erklärt der Wissenschaftler: "Katzen sind ein Problem, das man entschieden angehen muss." Laut Berthold fallen angeblich jedes Jahr Millionen Vögel und andere Kleintiere den Schmusetigern zum Opfer. Daher plädiert er für "eine ökologische Ausgleichssteuer für Katzen." Mit den Einnahmen könne man die angerichteten Schäden ausgleichen und zugleich die Katzenanzahl in den deutschen Haushalten erheblich reduzieren.

Während für Berthold die Lage in Deutschland "dramatisch" ist, sieht man die Sache  ……“.

Freilich ist eine Hauskatze ein Beutegreifer, der auch im Zustand der Domestikation seiner arteigenen Lebensweise nachgeht. Ganz im Gegensatz zu etwa dem Haushund, dem vielfach Verhaltensdefizite „angezüchtet“ wurden, so dass so mancher von diesen sich nicht mal mehr durch eigenes Beutemachen ernähren könnte, blieb der Hauskatze viel vom Beutegreiferverhalten bewahrt.  Selbst wenn auch bei den freilaufenden Hauskatzen die vom Menschen gelieferte „Hauskost“ den weitaus überwiegenden Nahrungsbestandteil liefert, spielt bei vielen von ihnen die selbst gefangene Beute eine Rolle. Nicht nur als „Freizeitbeschäftigung“ sondern tatsächlich auch zum Nahrungserwerb werden Kleinsäuger (Mäuse, Ratten) erbeutet; die Hauskatze ist, wie auch die bei uns heimische Wildkatze, ein auf Mäusefang spezialisierter „Jäger“. So wie aber auch große Insekten wie Laufkäfer usw. bis hin zu Eidechsen u.a. gefangen werden, unternehmen manche Katzen auch immer wieder den Versuch, Vögel zu fangen. Manche sind darin auch sehr erfolgreich! Übung macht den Meister, manche spezialisieren sich regelrecht, um an bestimmten Plätzen erfolgreich Vögeln aufzulauern.  Und es sind auch keineswegs nur „kranke und Schwache“ Vögel, die da zur Katzenbeute werden. Doch so mancher Gefiederter, der da vermeintliches Opfer des Katzenangriffs wurde, war zuvor gegen eine Fensterscheibe geprallt, gegen ein Kraftfahrzeug oder hat in den Luftwirbeln einer Windkraftanlage sein „Barotrauma“ erfahren. Sie alle waren längst verletzt oder tot, bevor die in der eigenen Futtersuche erfahrene Hauskatze sie aufgelesen hat.

 

Nicht erst seit den jüngst verbreiteten Ergebnissen einer in den USA durchgeführten Studie unter Einbeziehung der „Kameraüberwachung“ der von Hauskatzen unternommenen Streifzüge werden Hochrechnungen angestellt darüber, wie viele andere Tiere im Laufe der Zeit zu „Katzenbeute“ werden. Schon seit „ewigen Zeiten“ errechnen Jäger die „Jagdschädlichkeit“ der „wildernden“ Hauskatzen; woraus die Grünröcke den Fang und Abschuss dieser Jagdkonkurrenten legitimieren.  So wie auch schon mehrfach, aus meist zufälligen Beobachtungen der Vogelerbeutung heraus, auf ein Millionenheer von Katzenopfern  hochgerechnet wurde, auf Grundlage einer geschätzten Zahl von Hauskatzen – von denen ja viele, wiederum in einer unbekannten Zahl, ausschließlich in Räumen gehalten werden oder auch sonst nicht eigenständig umherstreifen können.

 

Unbestritten werden viele Vögel zur Beute jagender Hauskatzen. Weitaus mehr Angriffe verlaufen aber ergebnislos als dass der versuchte Beutefang  erfolgreich ausgeht. Oftmals liegt da der Grund für den Erfolg des attackierenden Beutegreifers in den örtlichen Gegebenheiten, die zumeist vom Menschen so gestaltet worden sind. So etwa ein Gebüsch im Hausgarten, das der abwartenden Katze ein gutes Versteck bietet, aus dem heraus sie z. B. an der fürsorglich aufgestellten Vogeltränke den unachtsamen Vogel sich schnappen kann. Das Gebüsch bodennah aufgelichtet, die Vogeltränke anders platziert --- schon wäre der Vogel nicht der Benachteiligte, die Katze hätte das Nachsehen…. . Doch zugleich wird sie einer ökologischen und evolutiven Bestimmung gerecht. Nämlich, das Feindvermeidungsverhalten des Vogels zu stimulieren und aktiv zu erhalten. Gefahren lauern für ein freilebendes Tier überall, weshalb Wachsamkeit angesagt ist. Ein unachtsamer Vogel, der es sich etwa an Prof. Bertholds – gar katzensteuerfinanzierten?  - „Ganzjahresfütterung“ gut gehen lässt, sich mit Futter vollstopft und in Behäbigkeit verfällt, der fällt den Kräften der natürlichen Selektion zum Opfer. Dabei wäre es völlig egal, in welcher Gestalt ein Beutegreifer aufscheint. Der natürliche „Feinddruck“ ist gegenwärtig und ist Bestandteil des Lebens eines Wildtieres. Fehlt er, ist das ein erster Schritt zur Domestikation eines Tieres. Insofern trägt auch die freilaufende Hauskatze mit ihren Nachstellungen zur Erhaltung einer Wildvogelart bei. Auch wenn das für die betroffenen Individuen das Schicksal besiegelt – und es dem Vogelfreund als „grausam“ erscheint, der lieber keine Katze in seinem Garten Vögel  jagen sehen will.

 

Es gibt ja eine Vielzahl mehr oder weniger guter Ratschläge, wie man den für die Vögel leidigen Folgen dieser „Räuber-Beute-Beziehung“ entgegenwirken kann. Zumeist bedarf es da aber unbedingt der Mitwirkung der Katzenhalter, die man aber sich nicht für die Vögel gewinnen kann, wenn man mit solch abstrusen Vorstellungen wie der von einer „Katzensteuer“ aufwartet. Es gibt Situationen, da kann eine Katze durchaus äußerst ungut in Erscheinung treten (das echte Problem von Hauskatzen auf Inseln mal außen vor gelassen!); da sollte man einschreiten mit geeignete Maßnahmen – z. B. einen als „Katzenzaun“ gestalteten, hochwirksamen, Elektrozaun. Aber das verlangt nach Kooperation und nicht nach einer so skurril wie absolut unrealistischen „Katzensteuer“.

Dr. Eberhard Schneider