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Linumer Tag des Kranichs am 08.10.2011 – Die VsK-Kranichwoche vom 08. bis 16.10.2011

Der Vogelzug ist im Gange und alsbald werden die ersten Kraniche aus Ihren nördlichen Brutgebieten sich auf dem derzeit wohl wichtigsten „Trittstein“ Mitteleuropas einfinden. Der in herausragender internationaler Bedeutung stehende Rastplatz im Oberen Rhinluch wird wieder das Ziel für viele zehntausende Kraniche sein, die hier rasten und auch länger verweilen werden. Ihre Schlafplätze finden die „großen grauen Vögel“, die „Vögel des Glücks“ in den speziell dafür bespannten großen „Schlafteichen“ im Teichgebiet Linum, den eigens dafür vorgehaltenen Pachtflächen des Vogelschutz-Komitee, oder den diesmal sogar ohne zusätzliche Bewässerung hinreichend mit Wasser bespannten Wiesen im Luch.

Pachtfläche des VsK im Teichland Linum als Rastplatz im Vogelzug


Einen grandiosen Anblick bieten jedem Natur- und Vogelfreund die jeweils hunderte oder in die tausende zählenden Scharen der Kraniche bei ihrem morgendlichen Abflug in die - bis zu 50 km weit entfernt liegenden - Nahrungsareale auf Agrarflächen der Umgebung im „Tiefflug“ über den Ort ziehen. Oder wenn sie bei der spätnachmittäglichen Rückkehr in den Schlafbereich einfliegen.



Gemeinsam mit seinem örtlichen Kooperationspartner Landpension Adebar eröffnet das Vogelschutz-Komitee symbolisch die Kranichsaison 2011 mit dem

 

Linumer Tag des Kranichs
am
Samstag, d. 08. Oktober 2011
ab
10:00 Uhr
in der
Nauener Straße 25 – 25 A

 



Weitere Partner:
  • BAT – Berliner Artenschutz Team
    Fledermausexperten bieten an: Alles rund um die Fledermäuse – Biologie, Ökologie, Schutzmaßnahmen und mehr
  • „Der Amtmannschiffer“ - Fahrten mit dem Solarboot auf dem Amtmannkanal
  • Stiftung Kranichland (www.stiftung-kranichland.de)
    u.a. berichtet Herr Hubert Pomplun viel Wissenswertes über den Kranich
  • Landschafts-Förderverein Oberes Rhinluch - Informationen zum Naturschutz im Rhinluch u.a. Der neue Bildkalender 2012 mit Fotos aus dem Luch.


Wir bieten an: 
  • „Der rollende Kranichbeobachter“ (Rundfahrt mit dem Kremserwagen)
  • Kranichführung (Spätnachmittag)
  • Für die Kids: Eine tolle Hüpfburg
  • Adebars „Kranichbrot“ (eigene Kreation: Fladenbrot u.a. mit Schafskäse, Tomate, bestem Olivenöl)
  • El Tordo - bestes ökologisches Olivenöl von den VsK- Vogelschutz-Fincas in Spanien
  • „fingerfood“ – warme Häppchen
  • Kaffeespezialitäten frisch aus dem Adebar Café
  • frisch gebackener Kuchen
  • Kranichbecher – handgetöpferte Becher mit individuellen Kranichmotiven
  • Adebarbecher – handgetöpferte Trinkbecher mit individuellen Weißstorchmotiven
  • u.v.m.
!! Wie die Kraniche sind wir bei jedem Wetter zur Stelle!!

 

 

Wir bitten ausdrücklich, dem Aufruf zum schonenden Umgang mit den Kranichen unbedingt Folge zu leisten.

Für Führungen stehen wir zur Verfügung; Anmeldung bei VsK oder Landpension Adebar.
Auch Fahrten mit dem Kremser-Wagen sind nach Anmeldung möglich zur Beobachtung der Kraniche auf den Feldern.

Spanien: Illegaler Handel mit Singvögeln aufgedeckt (02.09.2011)

Terassa, Katalonien: Einen unglaublichen Fall illegalen Vogelhandels haben die Behörden im spanischen Ort Terassa, Katalonien jetzt aufgedeckt. Die Polizei Guardia Civil hat bei einer Hausdurchsuchung etwa 700 Singvögel verschiedener Arten  gefunden und beschlagnahmt. Die überwiegend Jungvögel waren in enge Käfige eingesperrt, die teilweise sogar in Fernseher-Verpackungspappkartons gestapelt verwahrt worden waren. Futter und Wasser fehlten und zahlreiche Tiere waren bereits tot.

Der wegen illegaler Vogelhaltung überführte Täter gab an, die Tiere nicht selbst gefangen zu haben, sondern sie von Wilderern in Cuenca gekauft zu haben. Diese haben die Vögel - gegen alle Verbote -  mit Leimruten unter Anwendung von Klangattrappen gefangen. Die Wilderer erhielt 5 Euro pro Stück, der überführte Händler verkauft sie zu 15 Eur pro Tier. Wenn die Vögel dann „gut“ singen, steigt ihr Marktwert auf 1.000 bis 2.000 Euro. Jene Tiere, die nicht singen, sind wertlos und landen zumeist als „ Delikatesse“ im Kochtopf – nur selten gelangen welche wieder in die Freiheit. Die von der Guardia Civil und der Umweltbehörde Seprona beschlagnahmten Vögel wurden in das staatliche Centre de Fauna gebracht.

Die Staatsanwaltschaft nimmt den Fall zum Anlass der Forderung nach einer Gesetzesänderung; denn nach geltendem katalanischen Recht stellt der illegale Handel mit geschützten Singvögeln lediglich eine Ordnungswidrigkeit dar – zumindest wenn die betreffende Art nicht bedroht ist.


Der Stieglitz (od. Distelfink) ist eine begehrte Vogelart für die Haltung in Käfigen und Volieren. – Oftmals illegal! (Fotos: Horst Fest)


Das VsK sagt dazu: Ein Käfig ist kein Lebensraum – lasst die Vögel in Freiheit leben!

 

Original-Artikel bei elPeriódico.com

Berichterstatter: Dr. Eberhard Schneider

Horrormeldung – eine neue Hetzkampagne*) Müssen wir Wespen und Zugvögel fürchten? (28.08.2011)

Von Dr. Eberhard Schneider, 28.08.2011  - *) unter Verwendung eines Beitrags von „WAI“, verändert und ergänzt

In Ausfüllung des noch herrschenden „Sommerlochs“ und der „saure Gurken-Zeit“ erschien unter dem Titel "Wespenplage sorgt für Infektionsgefahr" - im Volltext nachzulesen unter: http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/wespenplage-sorgt-infektionsgefahr-1367103.html
im sehr ländlichen Gebiet des Schwalm-Eder-Kreises (Nordhessen) in der dort monopolartig agierenden HNA (Hessisch Niedersächsische Allgemeine) ein unglaublicher Hetzartikel.

Saisonbedingt wird ja seitens der Presse alljährlich ein hasstriefender Feldzug gegen Hornissen und Wespen durchgeführt.  Daran hat man sich fast schon gewöhnt. Die Rhetorik ist weitgehend gleich mit jener, welche seitens der Klatschpresse gemeinhin gegen "Problemvögel" (Rabenvögel, Wildgänse, Kormorane) gepflegt wird. Auch die leidige Debatte um „Neozoen“ (= neue Tierarten) in einer „nationalideologisch“ geprägten Extremform ist vertreten, wie ein jüngster Artikel aus der Schweiz eindrucksvoll zeigt. Wer sich diese „Kriegsrhetorik“ antun möchte, der findet sie hier: http://www.20min.ch/wissen/news/story/Killer-Hornisse-toetet-heimische-Bienen-26936746 . Kommentiert habe ich (Anm.: das WAI ) besagten Artikel im Forum von hymenoptera.de: http://www.hymenoptera.de/html/node/2181

Der Amtsveterinär („beamtete Tierarzt“)  des Schwalm-Eder-Kreises behauptet den Tatbestand von Lebensmittelkontaminationen mit pathogenen Erregern durch Wespen. Dies obendrein gleich - so suggeriert es der Artikel zumindest - in zwei Fällen: An überprüften Bäckerei-Verkaufsständen (welche ja sehr gern von Wespen u.a. Fluginsekten aufgesucht werden weshalb an sich ein Schutznetz angesagt wäre) seien bakterielle Keime festgestellt worden. Den Nachweis, dass diese von Wespen übertragen worden sind – was wegen der Konzentration der dann ja allenfalls nur kurzzeitig  vorhandenen Bakterien nicht realistisch ist – belegt der amtliche Tierarzt nicht. Dass da die nach dem Klo-Gang ungewaschen gebliebenen Hände des Personals oder sonstige Unsauberkeiten eher als die Bakterienträger verdächtig sind, scheint der Amtsperson nicht in den Sinn zu kommen. – Es würde ja auch nicht in die „politische Landschaft“ passen, wäre arbeitsplatzgefährdend usw., wollte man Unzulänglichkeiten, Schlampereien und Unsauberkeit von Menschen als ursächlich apostrophieren (was würde da auch der dem Amtsarzt Weisungsgebende Landrat sagen!). Wehrlose Tiere, unschuldige Opfer gewissenloser Täter, kann man leicht bezichtigen.  Durch die Diffamierung der in (trotz eigenem Wehrstachel schutzlosen)  "schwarz-gelben Sündenböcke" von den wahren Gründen der fehlenden Hygiene in den Bäckerläden abzulenken, ist m.E. offenkundig und im Gesamtkontext des Presseartikels anschaulich klar.

 

Dabei gilt einmal mehr: „Nichts wird so leicht geglaubt wie die Unwahrheit ….“. – Für eine Zeitung ein „gefundenes Fressen“, die Leser zu „unterrichten“ - denn wenn ein Amtsveterinär das sagt, dann muss es ja wahr sein.

Abgesehen davon, dass da ein eher wenig bedeutsamer ländlicher Veterinär sich – ganz im Stil seiner Zunft - wohl eher wichtig tut als dass er in erforderlicher Weise präventiv tätig würde, lässt der Fall aufhorchen! – Da hatten wir doch unlängst das bundesdeutsche Debakel mit den zu den Fäkalbakterien namens Coli gehörenden EHEC-Erregern. Die Leichtfertigkeit, mit der da ein „führendes“ Institut und der für selbiges verantwortliche (eher amts-unerfahrene und wohl „fernsehinterviewbedachte“) Minister sich wexponierten, ist an sich unglaublich. Welchen Schaden hat man angerichtet mit der Verbreitung von Horrorszenarien! Dass Menschen zu Schaden und zu Tode kamen, ist mehr als bedauerlich. Aber das Herumfuchteln der deutschen Hygiene-Wissenschaftler und politisch Verantwortlicher mit daher geholten Behauptungen und „Nachweisen“ ist bezeichnend. Gurken und Tomaten konnten sich nicht der Anschuldigungen erwehren – ihre Erzeuger durften dann die „Generaldirektion Geldverschwendung“ der EU beglücken. – Aber, der Agrarindustrie ist es ja letztlich ganz egal, ob sie an ihre Kunden liefert oder für dasselbe (oder mehr?) Geld alles gleich vernichtet. Kein Wort jedoch darüber, dass in der Gülle, Klärschlämmen und was alles auf unsere dafür dienenden modernen Deponien, die Felder, gekippt wird, sich die Fäkalbakterien massenhaft befinden. So wie in den Massentierhaltungen mit Geflügel, Schweinen, Rindern, Fischen usw.. Man findet immer eine Ablenkung von der Wahrheit und findet leicht die Gläubigen für die Unwahrheit. So wie zuvor wegen der „Schweinegrippe“ (mit der millionenschweren Wohltat für die Pharmaindustrie und der aktuellen Vernichtung des kostspielig eingelagerten Impfstoffes) und dem Publikumserfolg des damaligen Ministers Seehofer wegen „Vogelgrippe“.

 

Welche „Keimzahl“ an Fäkalbakterien bringt dieses Monster der modernen Agrarindustrie auf den Acker? (Foto: Dr. E. Schneider)


„Avian Flu“, die „Vogelgrippe“, das klang neu und gefährlich! – Wen hätte es schon vom Hocker gerissen, hätte man im Wortlaut des Tierseuchengesetzes von der altvertrauten „Geflügelpest“ geredet? Aber, die Vögel konnten sich nicht wehren!  Und „führende“ Institute, der zuständige Minister und sonstige „Kampagnengewinnler“ samt Presse hatten reichlich ihre öffentlichkeitswirksamen Auftritte. – Schnee von gestern? Ich denke nein! Da ist derzeit eine Untersuchung eines Instituts in Vorbereitung, in der man sich „wegen der Coli-Bakterien“ dem Kot der Wildgänse widmet, die demnächst als Zugvögel bei uns zu Gast sein wollen.

Bei mir geht da eine Warnleuchte an – ohne Frage wird man in dem Kot der Vögel auch Fäkalbakterien finden. Vielleicht findet man sogar die gefährlichen EHEC-Erreger (und wenn sie auch vom Gülle-verseuchten Acker stammen, auf dem der Kot lag oder von dessen Bewuchs die Gänse gegessen haben). Jedenfalls haben wir dann einmal mehr die Zugvögel als die wahren Bösewichter ausgemacht. – Worüber man aber es einmal mehr versäumen wird, endlich die bundesdeutschen Hygienemängel in Kliniken, Gastronomie, Lebensmittelverkauf – s. Bäcker und Wespen - und den privaten Küchen abzubauen oder das „Züchten“ ständig neuer Bakterien-Resistenzen mittels Pharmaka und Agrochemikalien einzudämmen.               


*) : nach WAI - Wissenschaftsforum Aviäre Influenza www.wai.netzwerk-phoenix.net

Linumer Teichgebiet – ein „Trittstein“ (07.09.2011)

Die Rolle des Oberen Rhinluchs und der Linumer Teichlandschaft im internationalen Vogelzuggeschehen kommt derzeit voll zur Geltung. Genau zum rechten Zeitpunkt ist auf den vom Vogelschutz-Komitee gepachteten Teichen so eingestellt  (im Rahmen des vom Land Brandenburg finanzierten Vertragsnaturschutzes), dass hunderte Limikolen  und tausende von Enten zahlreicher Arten sich zur Rast und zum Verweilen eingefunden  haben.

Wir werden natürlich weiterhin den Wasserstand so halten, dass möglichst viele Vögel zahlreicher Arten dort rasten und auch längere Zeit bleiben können. Dazu trägt auch die Störungsfreiheit  der nicht allgemein zugänglichen Teiche bei. – Auch darauf legen wir ganz großen Wert und achten auf Einhaltung! – Was nicht heißt, dass wir diesen „Leckerbissen“ für Natur- und Vogelfreunde gänzlich für die Allgemeinheit generell unzugänglich halten wollen. „Geführt“ soll das möglich sein. Sofern sich an diesen ornithologischen Kostbarkeiten Interessierte entsprechend anmelden, führen wir auch kleine Besuchergruppen zu günstigen Beobachtungsplätzen.

Kiebitz mit Jungem [Vanellus vanellus]
(Fotos: Karl-Heinz Sass)


Dunkelwasserläufer
[Tringa erythropus]

Näheres zu erfragen über email info(ät)vogelschutz-komitee.de, schneider(ät)vogelschutz-komitee.de oder auch: ferien(ät)landpension-adebar.de – unser Kooperationspartner im Oberen Rhinluch.


Dr. Eberhard Schneider

Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus )

Saisonende für die weißen Störche (07.09.2011)

Welche Chancen bleiben dem „Hausstorch“ im Rhinluch?
Dr. Eberhard Schneider

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Nicht nur in, auch auf der Pension Adebar ist gut Ruhen. – Altstorch vom „Pensionshorst“ (Foto: Dr. E. Schneider/Vsk, Aug. 2011)

Es war nicht gerade schlecht, das Jahr der Linumer Weißstörche, wenn gleich nur noch sechs Brutpaare als solche zu verzeichnen sind. Bei 14 Horsten im Ort und bis vor wenigen Jahren noch einer zweistelligen Brutpaarzahl, ist der Rückgang eindeutig.

Über die Ursachen braucht man nicht lange zu diskutieren: Die ständige Zunahme der ökologischen Auswirkungen der die natürlichen Ressourcen ausbeutenden Agrarindustrie, welche sich nicht nur in einer noch immer fortschreitenden Austrocknung des ehemaligen Moores im Oberen Rhinluch äußert und in der maximiert intensiven Nutzung des Grünlandes ihren „ökologischen Abdruck“ hinterlässt. Auch die stete Ausweitung des Maisanbaus – inzwischen als  „Futter“ für die in der Region neu entstandenen Biogasanlagen, die von der EU sowie den Stromkunden hoch subventionierten, gefräßigen Vernichter der ursprünglich als Nahrung für Mensch und Tier angebauten Feldfrüchte besorgt dies. Die, nicht nur im Rhinluch, weithin sich erstreckenden Maismonokulturen bieten zwar den Wildschweinen und auch den im Herbst auf der Maisstoppel nach Ernteresten suchenden Kranichen ein passendes Nahrungsangebot; für die Störche sind diese ökologisch devastierten Flächen so nützlich wie ein asphaltierter Parkplatz. Kein Storch geht dort hinein, kein Storch kann sich dort ernähren. – Weshalb das Ende des „Storchendorf“ Linum wohl keine üble Fiktion ist. Die gewinnmaximierten Nachfolger der früheren LPGen katapultieren „Meister Adebar“ aus dieser Landschaft hinaus!


Noch kann das Rhinluch seine „Trittsteinfunktion“ im internationalen Vogelzuggeschehen halbwegs erfüllen, noch ist es Brutplatz für diverse Vogelarten. Doch der Weißstorch, die als solche gern apostrophierte Charaktervogelart, hat eine wichtige Indikatorfunktion inne. Seine lokale Bestandsabnahme – ganz im Gegenteil zur Entwicklung andernorts wie etwa in Hessen u.a. Bundesländern – im Rhinluch weist die schwindende biotische und ökosystemare Funktionsfähigkeit diese Gebiets aus.  


Maismonokulturen bedecken die Landschaft um Linum. Hier wächst das „Futter“ für die Biogasanlage, die Weißstörche gehen leer aus. (Foto: Dr. E. Schneider,/ VsK, Aug. 2011)


Naturschutzorientierte Wiedervernässung und andere Renaturierungsmaßnahmen sind im Rhinluch dringend geboten sind. Wozu das Eigentum an Grund und Boden die grundlegende Voraussetzung ist und demzufolge das Vogelschutz-Komitee sich mit dem Ziel des Biotopschutzes um den Erwerb von Grundflächen bemüht- wenn entsprechende Möglichkeiten sich bieten.

 

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Ein Kontrast – extensiv genutzte, nahrungsreiche Mähwiese bei Olsztyn (Allenstein) Masuren, Polen (Foto: Dr. E. Schneider/VsK, Aug. 2008)


Der Biotopschutz ist mehr als dringlich, so wie auch endlich die Ausweisung eines geplanten großen Naturschutzgebietes mit den unerlässlichen Restriktionen für die agrarindustrielle Nutzung der Grünlandbereiche mit ihren ohnehin schon stark devastierten Flächen. Weil aber die lokalen Agrarindustriellen mit ihren unerträglichen Einflussnahmen auf Politiker und deren beamtete Vasallen bei der Landesregierung erfolgreich insistieren, kommt nicht einmal das zustande. Das längst als FFH-Gebiet unter europäischen Schutz gestellte künftige NSG wird in erprobter Verschleppungstaktik nicht wahr. Die Umsetzung europäischen Rechts in nationales Recht (= bundesdeutsches Naturschutzrecht) wird anscheinend von der Potsdamer Landesregierung mit Vorsatz nicht realisiert. – Die dazu wohl fällig werdende Beschwerde bei der EU-Kommission führt dann am Ende dazu, dass die Bundesregierung einmal mehr eine Strafzahlung aufgebrummt bekommt, aber das brandenburgische NSG mit den ökologisch zwingenden Restriktionen für die agrarindustrielle Landnutzung bleibt auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Die politisch protegierte Maßlosigkeit, der dem Allgemeinwohl zuwiderlaufende arrogante Egoismus ausgerechnet derjenigen Großagrarier, die Millionenbeträge aus EU-Subventionen kassieren, lassen die Erfüllung einer Verpflichtung in der europäischen Staatengemeinschaft zur lächerlichen Farce werden. Das vom schrumpfenden Weißstorchbestand ausgehende Signal interessiert da nicht – und keiner aus der Region traut sich, in der Verdrängung des eigenen Bewusstseins, dagegen den Mund auf zu tun! - Stattdessen verkauft man „Patenschaften“ gegenüber Jungstörchen, als ob jenen damit irgendwie geholfen würde; oder man sammelt für die Anschaffung von GPS-Sendern, um die Störche „auf ihrer Reise zu begleiten“ (Märker Nr. 34 v. 27./28. August, S. 7).


Trotz der erneut verschlechterten Ernährungssituation, denn der Maisanbau hat auch vom vorigen zum jetzigen Jahr wiederum eine Ausweitung erfahren, haben es die sechs Linumer Brutpaare geschafft, 15 Junge erfolgreich aufzuziehen und bis zum Wegzug mit Nahrung zu versorgen. Es gab zuvor nur einen Todesfall - durch die Strangulation eines Nestlings in einem Bindegarn, jenem, als tödliche Vogelschlingen bildend längst bekannten, gefährlichen Begleitwerkzeug der Agrarwirtschaft.


Im Altkreis Neuruppin, dem Linum zugehörig ist,  wuchsen insgesamt 111 Jungstörche auf, die von 48 Brutpaaren gezeitigt worden waren. Wobei in dieser Region sogar mehr Horste besetzt waren als im Vorjahr. Opfer des „amtlichen“ Beringers wurden da  übrigens insgesamt 70 Jungstörche, darunter auch alle Linumer Jungvögel. Die müssen nun mit dem scheußlichen Fremdkörper oberhalb des Fersengelenks ihr Restleben verbringen. Sofern ihnen der, für den Vogel reichlich nutzlose, Ring nicht zum Verhängnis wird -  wenn in afrikanischen Gefilden dieser Ring als Trophäe, zu seinem späteren eigenen Halsschmuck dienend, von einem Einheimischen erbeutet wird;  oder wenn der zur Abkühlung und Reflexion der Sonneneinstrahlung auf die langen Beine gespritzte eigene Kot des Storchs sich festsetzt, verhärtet und allmählich das Bein amputationsgleich „abbindet“). 


Auch die Widrigkeiten des anhaltenden Niederschlags, der dem Rhinluch ökologisch segensreiche Wassermassen beschert hat, haben die Störche wider gängiges Erwarten gut überstanden. Zum Glück setzte nach der anhaltenden großen Trockenheit des Frühjahrs die Regenperiode erst ein, als die Jungstörche schon gut befiedert waren, auf dem Horst standen und nicht mehr vom Altvogel gehudert und gewärmt werden mussten. Während der teilweise kräftigen und anhaltenden, z. T. auch von heftigem Wind begleiteten, Regengüsse standen die Störche gegen die Windrichtung ausgerichtet auf dem Horst und harrten aus. Dies war besonders gut zu beobachten an den drei Jungstörchen in dem auf einem hohen Schornstein stehenden „Pensionshorst“; auf dem sind ja die Vögel völlig wetterexponiert und – vermenschlichend betrachtet - „schutzlos“ den Witterungsunbilden ausgesetzt. Das, zu der Zeit schon gut geschlossene, dicht angelegte Gefieder ließ den Regen am aufrecht gereckten Körper abfließen (so wie das alle Vögel praktizieren, um das Eindringen des Wassers zu unterbinden) und ebenso den Wind abgleiten. So dass Wärmeverlust und Verklammung minimiert wurden, wenngleich sich dem Betrachter ein „Bild des Jammers“ bot, wie die Tiere da so in ihrer Höhe Stand hielten. Freilich fanden dann nach Regenende und zwischenzeitlichem Sonnenschein ausgedehnte „Putzorgien“  mit sorgsamer und essenzieller Gefiederpflege statt.  – Gleichermaßen gaben sich auch die  Altvögel, die sich wegen Platzmangels im Horst, als Standort dazu, wie auch für die Übernachtungen, das Dach des großen Hofgebäudes auserwählt hatten.

 

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Erste Flugversuche – Jungstörche auf dem „Pensionshorst“ – LP Adebar, Linum (Foto: Dr. E. Schneider/VsK, Aug. 2011)

 

Freilich stellt Dauerregen nicht das Optimum für die Entwicklung der Storchennestlinge dar, doch hat der viele Regen deutlich andere Vorteile nach sich: ein reiches Nahrungsangebot. Am „Pensionshorst“ war gut zu beobachten, dass die Altvögel jeder mindestens 4 – 5 mal pro Tag Futter eingetragen haben. Dem gegenüber hatte es Anfang Juni Stunden gedauert, bis das Männchen eine Portion bei den in´s Netz gedrückten Jungen und dem voller Ausdauer auf dem Horst stehenden Weibchen  „abgeliefert“ hatte. Die seinerzeitige Trockenheit im Mai zog deutlich eine Nahrungsknappheit für die Störche nach sich. Die Mahd des Grases im Luch erbrachte einen deutlich geringeren Biomasseertrag, auch die Beute für die Störche war weniger abundant. So fanden sich zwar wie aus früheren Jahren gewohnt, die Störche der Region hinter den Maschinen ein, wenn die ihre Mähtätigkeit aufnahmen. Aber, so berichten Traktorenfahrer, es gab so wenig an Beute einzufangen, dass die meisten Vögel dann alsbald den jeweiligen Ort verließen und woanders Futter suchten.


Als auf dem „Pensionshorst“ um den 26./27. Mai die drei Küken schlüpften, war die Ernährungsperspektive nicht sehr rosig. Trockenheitsadaptierte Heuschrecken fehlen auf dem industriemäßig genutzten Grünland weitestgehend, so auch andere größere Insekten in dem spärlichen Bewuchs. Auch Feldmäuse waren wenig zahlreich. Mit dem dann einsetzenden Regen änderten sich die Dinge, mit dem Pflanzenwachstum entwickelte sich auch das tierliche Angebot für die Störche. Den wahren Durchbruch brachten dann die Folgen der überdurchschnittlichen Niederschläge. Weite Flächen des Luchs wurden durchnässt und es bildeten sich offene Wasserblänken. Um solche herum konnte man in der Region immer wieder Ansammlungen der Weißstörche beobachten; oftmals konnte man zwanzig und mehr Tieren an jeweils so einem „gedeckten Tisch“ beobachten.


Wie segensreich sich die Niederschläge im Luch ausgewirkt haben, war auch an anderen Vogelarten sichtbar. Große Scharen von Kiebitzen fanden sich in dieser „Trittsteinregion“ ein, zahlreiche Limikolen diverser Arten, unter anderem auch bis zu 18 Stück Großer Brachvogel (eine authentische Beobachtung unseres Mitarbeiters C. Voye´ berichtet von einem Trupp mit sechs Brachvögeln, die sich im Gebiet aufhalten (wo er auch schon lange nicht mehr festgestellt worden war).  Diese Vögel konnten endlich einmal wieder im genügend nassen Erdreich mit dem Schnabel nach Nahrung stochern. Für die Beutetiere bedeutetet die totale Wassersättigung oder Überstau der Böden, dass sie nach oberirdisch ausweichen musst. Ob nun Regenwürmer, Mäuse, Maulwürfe, sie mussten dem Tode durch Ersticken oder Ertrinken ausweichen und irgendwo oberirdisch verharren – wo die Störche leichten Zugriff hatten. Somit hat der reiche Niederschlag den Nestlingen gute Ernährungsbedingungen vermitteltet, ihnen keineswegs das Aufwachsen erschwert (wie sogar manche Storchenexperten annahmen, die sich dahingehend artikulierten).


Ab Anfang Juli gab es dann die ersten „Hüpfer“ auf dem Horst, es wurden Erfahrungen gesammelt, wie es sich anfühlt wenn da plötzlich „Luft unter die Flügel“ kommt. Wahrhaft akrobatisch perfekte Leistungen erbrachten die Jungvögel, welch selbst bei starken Windböen immer wieder sicher am Nestrand zu stehen kamen, wenn sie ihre „Flattersprünge“ absolvierten und sich dabei wie gut geübte Könner gegen den Wind stellten. Dann kamen die ersten Kurzausflüge hinzu und bald danach die frühmorgendlichen Starts zu den Nahrungsflügen. Am 18. Juli hatten sich dann alle Jungstörche aus Linum auf den Zug begeben.


Die Elternvögel vom „Pensionshorst“, welche die Wochen zuvor wegen des Platzmangels im Horst nicht dort übernachten konnten und auf dem benachbarten Dach ihr „Nachtquartier“ fanden, wo sie stehend die Nächte verbrachten, kehrten auf den Horst zurück. Dort ruhten sie viel, um ihre eigenen  Reserven aufzubauen und in gute Flugkondition für den Zug zu kommen. Zugleich lief die Mauser ab, wie die zahlreichen herumliegenden Federn auswiesen. Am 27.08. war ein Trupp von über 30 Störchen über dem Ort Linum zu beobachten.Die auf dem Zug befindlichen Tiere nutzten die Thermik aus, um in größere Höhe zu gelangen, und zogen dann weiter.  Die Linumer Artgenossen folgten ihnen auf dem Weg der „Ostroute“ über den Balkan, Bosporus, Palästina in Richtung Afrika – am 28. August waren die Horste verlassen und man kann jetzt nur auf eine Wiederbesetzung im kommenden Jahr hoffen.

 

Erfolgreiche Paare waren in diesem Jahr auf den Horsten:
Schule (Naturschutz-Station) = 3 Jungstörche,  Kirche =  2 Jungstörche,  Haikara = 2 Jungstörche, Pension (Landpension Adebar) = 3 Jungstörche,  Torfstecher =  2 Jungstörche,   Hebamme =  3 Jungstörche die erfolgreich bis zum Wegzug waren.